Der «Jahrhundertsommer» 2003 ist vielen noch in Erinnerung. Bezüglich Durchschnittstemperatur war 2022 deutlich kühler, bezüglich Sommerhitze lag der aktuelle Sommer aber in vielen Bereichen auf gleicher oder ähnlicher Höhe. Auch bezüglich Trockenheit und Sonnenscheindauer bewegen sich der Sommer 2003 und der Sommer 2022 auf Augenhöhe.
Insgesamt 4 Grad zu warm
Im Vergleich zur klimatologisch relevanten Norm der Jahre 1961 bis 1990 war der Sommer 2022 rund 4 Grad zu warm. Besonders gross war der Temperaturüberschuss im Westen, zum Beispiel in Genf mit 4,5 Grad. 2003 war allerdings der Temperaturüberschuss mit rund 5 Grad nochmals rund 1 Grad höher. Für diese Differenz waren vor allem die Nachttemperaturen verantwortlich. Speziell auf der Alpennordseite waren 2022 die Nächte deutlich kühler, oft auch verursacht durch eine kräftige Bise, die aus Osten kühlere und trockenere Luft zu uns führte. Entsprechend ist es kaum verwunderlich, dass im Tessin und speziell im Wallis die Differenz zwischen 2003 und 2022 am kleinsten ist. In Sitten war 2003 nur 0,3 Grad wärmer als der aktuelle Sommer.
Zwei Hitzewellen mit 38 Grad
In diesem Sommer schwappten mehrere Hitzewellen über uns hinweg. Am markantesten waren die Wellen um den 19. Juli und um den 4. August. An beiden Tagen wurde in Genf der Wert von 38 Grad übertroffen. Die 38,3 Grad am 4. August stellten im Übrigen die höchste Temperatur in der Schweiz seit dem 7. Juli 2015 dar. Damals wurden ebenfalls in Genf 39,7 Grad verzeichnet, die höchste offiziell auf der Alpennordseite gemessene Temperatur. Lokal wurden Temperaturen verzeichnet, wie noch nie zuvor. In Stabio, im Südtessin, wurde der alte Rekord von 36,3 Grad aus dem Jahre 1983 gleich zweimal überboten. Neu beträgt der Höchstwert 36,5 Grad registriert am 22. Juli.
Mehr als 60 Hitzetage
In Stabio wurden 61 Tage mit 30 Grad oder mehr gezählt. Das gab es in der Schweiz noch nie. Bis jetzt galten die 57 Hitzetage im Jahre 2003, ebenfalls registriert in Stabio, als Höchstwert. In diesem Wert spiegelt sich die lange Dürre- und Hitzeperiode in der Poebene wieder, die auch den Süden des Tessins beeinflusste. Sogar 65 Hitzetage wurden aus Biasca gemeldet, dort ist aber aufgrund der kurzen Messreihe eine Einordnung nicht möglich. In Sitten gab es in diesem Sommer 45 Hitzetage, einen mehr als 2018 und 2015 sowie 3 mehr als 2003. Nördlich der Alpen wurden dagegen 2003 an den meisten Orten fast doppelt so viele Hitzetage registriert wie 2022.
Die grosse Trockenheit
Vielerorts war es über Wochen extrem trocken. Allein die teilweise kräftigen Regengüsse Ende August schönten die Statistik deutlich. Ganz extrem war die Trockenheit in Genf. Im Juli gab es nur 8 Millimeter Regen und während des ganzen Sommers gingen nur 115 Millimeter Regen nieder. An den meisten anderen Orten nördlich der Alpen war aber vor allem 1947 deutlich trockener, meistens aber auch 2018. Südlich der Alpen war vor allem der Sommer 2015 massiv trockener als der Sommer 2022.
Der Sommer 2022 gehört zu den sonnigsten seit Messbeginn. Nördlich der Alpen liegen die Jahre 2003, 2015 und 2018 ungefähr auf gleicher Höhe. In diesem Jahr war der Juli der Sonnemonat schlechthin. An insgesamt 35 Messstandorten wurde der sonnigste Juli seit Messbeginn verzeichnet. In Genf wurden 374½ Stunden Sonnenschein verzeichnet. Das ist die höchste monatliche Sonnenscheindauer in der Schweiz.