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Meteo-Story: Warum der «Supermond» eigentlich gar keiner ist
Aus Wetter vom 13.07.2022.
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Supermond am Mittwochabend Mit dem Mond auf Schmusekurs

Heute Abend ist Vollmond. Da sich der Mond sehr nahe bei der Erde befindet, spricht der Volksmund von einem «Supermond». Dieser Begriff verkauft sich zwar sehr gut in den Boulevardmedien, hat aber mit der astronomischen Realität wenig zu tun.

Am Mittwochabend um 20:38 Uhr ist Vollmond. Dieser Zeitpunkt gilt für das ganze System Sonne, Erde und Mond. In der Schweiz ist der Mond zu diesem Zeitpunkt aber noch gar nicht zu sehen. Bei uns geht der Mond erst gegen 22 Uhr auf, also kurze Zeit nach dem mathematischen Vollmondzeitpunkt. Schon vor 6 Uhr am Donnerstagmorgen ist Schluss, und der Mond geht wieder unter.

Der Mond befindet sich momentan in grosser Erdnähe mit einer Distanz von rund 357'000 Kilometern und ist entsprechend minimal grösser zu sehen als sonst. Der Volksmund – und auch der Boulevard – spricht daher von «Supermond», in der Realität allerdings ein ziemlicher Unsinn.

So ist ein «Supermond» definiert

Der Begriff «Supermond» soll auf den Astrologen Richard Nolle, also nicht einmal auf einen Astronomen, zurückzuführen sein. Nolle definierte 1979 ursprünglich eine Distanz von weniger als 367'000 Kilometer als «Supermond». Nach dieser Definition wäre sogar im Durchschnitt jeder vierte Vollmond ein sogenannter Supermond.

Andere Definitionen gehen von einer Distanz von weniger als 360'000 Kilometer oder zum Teil noch weniger aus. Fakt ist aber: Zwischen minimaler Distanz (rund 356'000 Kilometer) und maximaler Distanz (rund 406'000 Kilometer) beträgt der wahrnehmbare Unterschied der Mondgrösse nur 14 Prozent; oder anders gesagt, von Auge ist der Unterschied kaum wahrnehmbar.

Und doch eine Art «Supermond»

Fakt ist aber: Für das menschliche Auge scheint der Mond besonders gross, wenn er sich nur knapp über dem Horizont befindet.

Da der Mond momentan aber sehr flach über den südlichen Horizont läuft, erscheint er nicht nur beim Auf- und beim Untergang sehr gross, sondern auch während der Nacht wirkt er deutlich grösser als sonst.

Blick auf den Gipfel des Pilatus, dahinter der Mond.
Legende: Der Mond ging am Dienstagabend direkt hinter dem Pilatus auf, zumindest von Russwil aus gesehen. Alois Schärli

Der Mond erreicht in der kommenden Nacht kurz vor 2 Uhr seinen Kulminationspunkt und steht dann nur 16 Grad über dem Horizont. Zu diesem Zeitpunkt ist der Mond aber bereits fünf Stunden über den mathematischen Vollmondzeitpunkt hinaus und bereits wieder in der abnehmenden Phase. Er ist entsprechend auch nur zu 99.8 Prozent sichtbar. Allerdings sind auch die fehlenden 0.2 Prozent für das Auge nicht wahrnehmbar.

Radio SRF 3, 13.07.2022, 09:40 Uhr

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