2011 nahmen tausend Personen am 1. Mai-Umzug in Solothurn teil. Kurz vor der Schliessung der Papierfabrik Biberist kämpften Angestellte und ihre Familien für ihre Arbeitsplätze. Verglichen mit damals ging 2015 nur ein Bruchteil auf die Strasse. Etwas mehr als 200 Personen dürften es dieses Jahr in der Stadt Solothurn gewesen sein.
Markus Baumann, Präsident des Solothurner Gewerkschaftsbundes, erklärt sich die kleinere Teilnehmerzahl vor allem mit dem Wetter und damit, dass der 1. Mai in diesem Jahr auf einen Freitag fiel. Viele Arbeiter haben offenbar das längere Wochenende einer Demonstration im strömenden Regen vorgezogen.
Oder hatte es auch deshalb weniger Teilnehmer, weil die Solothurner nach weiteren Betriebsschliessungen resigniert haben? Baumann: «An dieser Stelle muss ich die Leute einfach auffordern, 'Füdle' zu zeigen und hinzustehen. Es wäre wichtig. Weil gemeinsam bringen wir etwas zustande. Das hat man etwa bei der Scintilla in Zuchwil gesehen, wo es einen viel besseren Sozialplan gegeben hat. Auch wenn wir die Arbeitsplätze nicht retten konnten».
Rezepte gegen starken Franken in Kritik
An den 1.-Mai-Feiern im Kanton Aargau haben sich am Freitag mehrere Exponenten von Gewerkschaften und SP für soziale Gerechtigkeit und für einen Euro-Mindestkurs eingesetzt. Wegen des starken Frankens dürften die Arbeitsbedingungen nicht verschlechtert werden.
Die Schweizerische Nationalbank (SNB) müsse wieder einen Euro-Mindestkurs einführen, forderte Kurt Emmenegger, SP-Grossrat und Präsident des Aargauischen Gewerkschaftsbundes (AGB), an der 1.-Mai-Feier in Rheinfelden.
Mit Euro-Löhnen, Lohnsenkungen und Arbeitszeiterhöhungen könne das Problem des starken Frankens nicht gelöst werden. «Das ist wie wenn man mit Benzin ein Feuer löschen wollte», sagte Emmenegger laut Redetext. Die bürgerlichen Parteien versuchten, das Rad der Zeit zurückzudrehen.
Gegen «neoliberalen Irrsinn»
Cédric Wermuth, Co-Präsident der SP Aargau und Nationalrat, sagte in Aarau und Rheinfelden, dass Europa trotz der Finanzkrise von 2008 nicht vom «neoliberalen Irrsinn» befreit sei. Die Krise habe die Geister, die sie erschaffen habe, nicht erledigt, sondern ihnen neues Leben eingehaucht.
In der Schweiz würden die Rechte Schritt für Schritt abgebaut. Mit Blick auf alle Probleme der Welt sagte Wermuth: «Wir dürfen den Fatalismus, der unsere Gesellschaften ergriffen hat, nicht weiter zulassen.»
SP-Nationalrätin Yvonne Feri erinnerte an den Feiern in Baden und Muri daran, dass die Frauen ein grossen Teil der unbezahlten Arbeit leisten würden. Sie forderte Lohngleichheit. «Wir müssen zusammen am gleichen Strick ziehen und uns nicht auf den destruktiven Kampf der Geschlechter einlassen», redete Feri den Genossen und Genossinnen ins Gewissen.