Weniger Geld für Museen, weniger Geld für die Bildung und keine Extras mehr für Begräbnisse von Oltnerinnen und Oltnern: Die Stadt Olten hat in den letzten Monaten den Sparhebel nochmals angezogen und macht dabei auch nicht vor Senioren und kranken Menschen Halt.
Das Tagesheim Sonnegg fällt nun ebenfalls dem Spardruck der Stadt zum Opfer. Das Tagesheim bot betagten, alleinstehenden, kranken und auch behinderten Menschen einen Ort, wo sie tagsüber verweilen konnten. Pro Tag betreuten die Mitarbeiter durchschnittlich rund 14 Personen.
Stadtrat mit «Tunnelblick»
Damit ist nun Schluss: Die Stadt Olten kann und will den jährlichen Betrag von 94‘000 Franken nicht mehr bezahlen und hat ihn gestrichen. Für den gemeinnützigen Frauenverein, welcher das Tagesheim betreibt, ist das unverständlich. «Seit die Stadt Olten sparen muss, haben die Verantwortlichen einen Tunnelblick», sagt Vereinspräsidentin Doris Meister gegenüber dem Regionaljournal Aargau Solothurn von Radio SRF.
«Die Stadt sieht nur noch ihre Sparmassnahmen und sucht die persönlichen Gespräche nicht mehr.» Die Anliegen von Institutionen würden gar nicht mehr richtig wahrgenommen. «Wahrgenommen werden nur noch Institutionen, die im Hintergrund eine riesige Lobby haben», glaubt Doris Meister.
Neun Angestellte müssen gehen
Der Vorschlag des Frauenvereins, die Stadt möge doch auch noch für 2015 eiinen Beitrag sprechen, damit der Verein eine neue Lösung finden kann, wurde von der Stadt abgelehnt. «Dieser Antrag wurde in einem Brief mit vier Zeilen abgelehnt», meint Doris Meister. Sie müsse nun den neun Angestellten des Heims künden. «Das sind langjährige Mitarbeiterinnen, die mit Herzblut dabei waren», so Meister. Das Tagesheim Sonnegg war laut Meister das erste solche Heim im Kanton Solothurn, als es vor 26 Jahren eröffnet wurde.
Oltnerinnen und Oltner zahlen für die Betreuung im Heim pro Tag 96 Franken, auswärtige Besucher müssen 114 Franken bezahlen, erklärt Ressortleiterin Nathalie Mühlemann. Um das Heim kostendeckend zu führen, wäre ein Preis von rund 180 Franken pro Tag nötig. Das könne man aber von den Besuchern nicht verlangen, sagt Vereinspräsidentin Doris Meister.
Zuviel Aufwand für zu wenig Ertrag
Die Stadt bedauert zwar, dass das Heim schliessen muss, Aufwand und Ertrag würden aber in diesem Fall nicht mehr stimmen, erklärt Stadtschreiber Markus Dietler auf Anfrage: «Der Aufwand für diese Anzahl Leute ist in unseren Augen zu hoch», erklärt er und verweist darauf, dass dies keine Wertung sei über die Qualität der Leistung im Heim. Dennoch könne die Stadt hier kein weiteres Geld mehr sprechen.
Bei den Abklärungen über mögliches Sparpotential sei der Stadt aber noch etwas anderes aufgefallen: Das Tagesheim Sonnegg wird mehrheitlich von Personen genutzt, die nicht aus Olten sind und von ausserhalb kommen. Diese bezahlen zwar etwas mehr, trotzdem könne Olten nicht für die Regionsgemeinden ein Angebot finanzieren, so Dietler.
Seit der Oltner Stromkonzern Alpiq in die Krise geraten ist, darbt auch die Stadt Olten. Alleine die Rechnung 2013 der Stadt hatte ein Minus von 20 Millionen Franken. Und auch für das aktuelle Jahr rechnet die Stadt nach wie vor mit Defizit von rund 15 Millionen Franken.