Am Freitag publizierte der Stadtrat auf der Website der Stadt seinen Entschluss, dem städtischen Jugendkulturhaus Provisorium 8 ab 2015 keinen Beitrag mehr auszurichten. Aus Sicht des Stadtrats seien «Konzept und Angebot nicht mehr zeitgemäss», steht in der Mitteilung. Mit der Streichung der 262'000 Franken «soll auch eine Neuausrichtung der Jugendarbeit ermöglicht werden».
Die Reaktionen kamen postwendend. Der Betriebsleiter des Jugendkulturhauses schreibt in einem Communiqué: «Wie die Stadt Olten auf die Aussage ‹nicht zeitgemäss› kommt, ist uns schlicht schleierhaft. Zumal in den vergangenen Jahren kein Vertreter der Stadt Olten den Weg ins Provisorium 8 gefunden hat und das trotz mehrmaliger Einladung seitens Provisorium 8.»
Und der grüne Kantons- und Gemeinderat Felix Wettstein doppelt nach: «Es ist schlicht skandalös, mit welcher Unverfrorenheit der Stadtrat die gesamte offene Jugendarbeit an die Wand fahren will.» Wettstein kündigt Widerstand an gegen den Entscheid des Stadtrats.
Die Junge CVP sieht das Jugendkulturhaus als unverzichtbarer Ort «Das Provisorium 8 ist der Pfeiler der Jugendkultur in Olten und der umliegenden Gemeinden». Die Schliessung führe zu einem Standortnachteil für Olten.
Auch die jungen Grünen können den Entscheid des Stadtrats nicht nachvollziehen. «Den möglichen Einsparungen steht der Verlust der erfolgreichen und beliebten Jugendarbeit gegenüber», schreiben sie in ihrem Communiqué.
Unterscheiden zwischen Räumen und Trägerschaft
Alles halb so wild, entgegnet Martin Wey. Der Oltner Stadtpräsident betont, es sei überhaupt kein Entscheid gegen die Jugendarbeit in Olten. Man müsse unterscheiden zwischen dem Gebäude und dem Betrieb. Das Jugendkulturhaus gehört der Stadt, die Räume blieben offen und würden den Jugendlichen nach wie vor zur Verfügung stehen.
Betrieben wird das Provisorium 8 aber nicht von der Stadt selber, sondern von einem privaten Trägerverein. Dieser erhält von der Stadt im Rahmen einer Leistungsvereinbarung pro Jahr 262'000 Franken. Diese Vereinbarung sei nun, wie viele andere Vereinbarung in der Stadt auch, gekündigt worden, sagt Martin Wey. Und dadurch fielen 262'000 Franken aus dem Budget.
Der Stadtpräsident: «Das Konzept des Jugendhauses stammt aus der Zeit des Vorläufer-Modells Färbi. Wir möchten das jetzt überdenken. Wir haben festgestellt, dass nicht alle Jugendlichen im Provisorium 8 verkehren. Es gibt Jugendliche, die sich vielleicht andere Angebot wünschen. Wir sehen das als Chance für einen Neuanfang.»
Im Prinzip wird der Leistungsauftrag für die Jugendarbeit in Olten also neu ausgeschrieben, unter den Rahmenbedingungen des Sparprogramms. Martin Wey: «Ich bin überzeugt, dass sich die Jugendlichen melden und ihre Ansprüche formulieren. So kann die Politik rechtzeitig entscheiden, wie viele Räume und Entfaltungsmöglichkeiten sie ihnen anbieten kann.»
Ob diesen Worten Taten folgen, zeigt sich im November. Bis dann sollen neue Leistungsvereinbarungen vorliegen. Bei der Budgetdebatte im November muss die Politik entscheiden, wie es mit der Jugendarbeit in Olten weitergeht.