Im Büro von Daniel Styger in Aarau hängt eine Weltkarte. Darüber verteilt viele farbige Fähnchen. Sie stehen in Brasilien, Japan, USA, Indien und in vielen anderen Ländern. Überall auf der Welt seien Projekte geplant, sagt Daniel Styger, in Indien seien einige Wasserwirbel-Kraftwerke sogar schon im Bau.
Daniel Styger war bis im Mai Präsident der Genossenschaft Wasserwirbel. Dann legte er das Amt als Präsident nieder und verliess den Vorstand. «Ich habe gemerkt, dass die Vorstellungen von mir und den neuen Vorstandsmitgliedern auseinander gingen», begründet Styger seinen Entscheid im Gespräch mit Radio SRF.
Kurz nach seinem Rücktritt erfuhr Styger dann, dass der aktuelle Vorstand den Konkurs der Genossenschaft angemeldet hatte. Das sei für ihn aus heiterem Himmel gekommen: «Da musste ich mich zuerst mal setzen. Die Genossenschaft war nicht illiquid und konnte die Rechnungen immer bezahlen.»
Styger hält den Konkurs für falsch. Viele Projekte seien geplant gewesen, auch in der Schweiz. Jene im Ausland treibe aber nicht die Genossenschaft Wasserwirbel voran, sondern seine Firma Greencube. Die Technologie habe Zukunft, ist Daniel Styger überzeugt.
Einfache Technik
Ein Wasserkraftwerk, das die Natur nicht verschandelt und den Fischen die Wanderung ermöglicht, ohne künstliches Stauwehr – das ist die Idee hinter dem Wasserwirbelkraftwerk in Schöftland. Das Wasser fliesst in einen grossen Trichter, dreht sich und treibt eine Turbine an. So wird Strom für neun Haushalte produziert.
Im September 2010 wurde das Wasserwirbelkraftwerk eröffnet, im Beisein von viel Prominenz. Einer der bekanntesten Schweizer, der Abenteurer und Technologieforscher Bertrand Piccard, trat als Götti der Anlage auf und sagte: «Diese Technologie erlaubt, Energie in einer unlimitierten Menge zu produzieren. Alle Leute müssen das benützen.»
Den Versprechungen der Initianten glaubte auch das Bundesamt für Energie. 2011 verlieh es der Genossenschaft Wasserwirbel Konzepte den Preis «Watt d'Or», den bedeutendsten Preis der Schweiz für Innovationen im Energiebereich.
Hochfliegende Pläne
Damian Städeli ist ein Anhänger des Wasserwirbelkonzepts. Deshalb trat er in die Genossenschaft Wasserwirbel Konzepte mit Sitz in Aarau ein. Er bezahlte seinen Beitrag und verfolgte die Entwicklung der Technologie als normales Genossenschaftsmitglied.
Grosse Pläne waren angekündigt. So sammelte die Genossenschaft Geld für 13 weitere Projekte in den Kantonen Luzern, Zürich, Thurgau, Freiburg und Basel-Land. Anlegern wurde eine Rendite von 3,33 Prozent versprochen.
Im Juli 2015 gab es Vakanzen im Vorstand. Damian Städeli liess sich in den Vorstand wählen und wollte sein Know-how als Elektroingenieur in die Genossenschaft einbringen.
Genossenschaft ist überschuldet
Doch daraus wurde nichts. Anstatt sich mit Technik zu beschäftigen, musste sich Städeli mit Zahlen herumschlagen. Er und ein anderes neues Vorstandsmitglied stellten fest, dass die Genossenschaft überschuldet war. «Man hatte für Projekte Vorarbeiten geleistet. Aber es ist unwahrscheinlich, dass diese Projekte realisiert werden. Und dadurch hat das Geld, das man als Anlagevermögen in die Bilanz gesetzt hat, keinen Gegenwert.»
Dem Vorstand sei im Mai 2016 nur eine Möglichkeit geblieben: Die Notbremse ziehen und den Konkurs anmelden. So hatte sich Damian Städeli seine Vorstandsarbeit nicht vorgestellt: «Ich bin masslos enttäuscht, dass es so weit gekommen ist. Ich wollte mich für eine gute Sache engagieren und nicht für ein Begräbnis.»
Der Ball liegt nun beim Konkursamt. Dieses muss feststellen, welche Sachwerte der Genossenschaft noch vorhanden sind. Das Kraftwerk in Schöftland läuft unterdessen weiter. Es wird auch noch betreut. Und auch wenn durch den Konkurs der Genossenschaft niemand mehr das Werk warten würde, würde keine Gefahr bestehen. Das Wasser der Suhre kann man am Kraftwerk vorbeileiten.