Die Bevölkerung in der Schweiz wächst stetig und damit auch die Ansprüche an die Bahn. Der Pendlerverkehr nimmt stetig zu. Auch werden immer mehr Waren quer durchs Land transportiert. Vor allem im Mittelland stösst man an die Grenzen.
Deshalb will der Bund das Bahnnetz ausbauen. Ein grosses Projekt läuft bereits. Zwischen Aarau und Olten gibt es vier Spuren für die Bahn. Der dazu nötige Eppenbergtunnel befindet sich im Bau.
«Abenteuerliche Projekte»
Aktuell sorgt ein Vorschlag für neue Impulse in der Diskussion um den Gütertransport: Das Projekt «Cargo Sous Terrain» sieht einen Tunnel nur für den Warentransport vor, der quer durchs Mittelland führt. Tunnelbauingenieur Paul Stopper kann diesem Projekt nicht viel abgewinnen: «Davon halte ich gar nichts», sagt Stopper im Gespräch mit dem Regionaljournal.
«Dieses Projekt wird nie funktionieren, weil es einfach unrealistisch ist», ergänzt der Vater der Zürcher Durchmesserlinie. Er glaube nicht daran, dass Waren, die schon auf dem Lastwagen sind, auf eine unterirdische Bahn verladen würden. Dezidiert äussert er im Gespräch seine Meinung und wird dabei auch deutlich gegenüber den Ideen anderer Experten.
«Man sucht die Probleme»
Im Personenverkehr wurde ebenfalls kürzlich ein neuer Vorschlag lanciert, einen rund 30 Kilometer langen Bahntunnel zwischen Rupperswil und Zürich Altstetten. Zwar findet Stopper diese Idee etwas besser als «Cargo Sous Terrain», dennoch sagt er deutlich, dass es seiner Meinung nach in dieser Form nicht gut ist.
«28 Kilometer lange Tunnels sind schwierig», findet Stopper. Und ausserdem sei die Linienführung nicht gut gewählt. «Die Bahnlinie würde wieder durch die Knoten Aarau und Olten, doch genau diese Knoten sollte man entlasten.»
Die Frage, ob es dann sogar einen noch längeren Tunnel bräuchte, verneint Stopper und plädiert für eine andere Linienführung weiter südlich, weil «eine Unterquerung des Reusstals ist sehr schwer, da sucht man nur Probleme.»
Ausweichrouten für Bahn trotzdem besser als Strasse
Man müsse aufpassen, dass man nicht zu viele Tunnel plant, findet der Ingenieur, der auch an der nicht realisierten Porta Alpina mitgeplant hat. Tunnel brauche es grundsätzlich eher in den Bergen, dort, wo halt keine oberirdische Linienführung möglich ist. Aber im Mittelland sei das nicht der Fall.
Allerdings gibt Stopper dann auch zu, dass es im dicht bebauten Siedlungsgürtel zwischen Genf und Romanshorn schwierig sei, neue Bahnlinien an der Oberfläche zu realisieren. Trotzdem: «Möglich ist es, das hat die Linie Matstetten-Rothrist gezeigt, man muss den Korridor einfach nochmal genau anschauen.»
Tunnelprojekte müssten Sinn machen und in sich stimmen, führt er weiter aus. Er betont dann aber auch, dass es zwischen Limmat- und Reusstal sowie zwischen Aarau und Olten zusätzliche Entlastungen braucht und dass sich hier auch Tunnel lohnen könnten: «Auch der Unterhalt von Strassen verschlingt viel Geld», es sei sicher klüger auf der Bahn mehr Ausweichmöglichkeiten zu bieten.
(Bildquelle: Keystone)