Über den Lehrplan 21 wurde über ein Jahrzehnt diskutiert. Eingeführt haben ihn die ersten Kantone schon vor ein paar Jahren – andere vor Kurzem. Als letzter Kanton hat nun der Aargau den neuen Lehrplan aufs neue Schuljahr hin umgesetzt.
Somit unterrichten alle Schulen in der Deutschschweiz nach dem Lehrplan 21 und müssen deshalb auch das Fach «Medien und Informatik» anbieten. Es soll Schülerinnen und Schüler für die Digitalisierung fit machen und sie befähigen, digitale Phänomene der heutigen Welt aus drei Perspektiven zu verstehen und mitgestalten zu können.
- Technik: Wie funktioniert das? Wie kann etwa eine Suchmaschine in 0,2 Sekunden das gesamte Internet durchsuche?
- Nutzung: Wie löse ich mit Computer und Software ein bestimmtes Problem? Wie nutze ich zum Beispiel Tabellenkalkulation?
- Gesellschaft: Wie beeinflusst die Digitalisierung unser Leben? Was kann ich damit bewirken? Warum ist die Suchmaschine kostenlos? Wie kann ich in sozialen Medien etwas erreichen? Welche Wirkungen hat Cybermobbing? Wie sieht es mit dem Urheberrecht aus?
Föderalistische Umsetzung
Die Digitalisierung aus drei Perspektiven erlernbar machen – vor dieser Herausforderung stehen nun alle Kantone.
Damit die Umsetzung klappt, braucht es genügend Lehrerinnen und Lehrer, die das Fach unterrichten können. Es gibt Kantone, die den Lehrpersonen eine bestimmte Anzahl Weiterbildungstage für das neue Fach vorschreiben, andere setzen auf Freiwilligkeit. Auch die Intensität und die Dauer der Weiterbildung variiert sehr stark.
Wir sind deine Korrespondenten aus der digitalen Welt. Ist ein Chip drin oder hängt es am Internet? Wir berichten wöchentlich. Smartphones, soziale Netzwerke, Computersicherheit oder Games – wir erklären und ordnen Digitalisierungs-Vorgänge ein, seit 2006
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Grundsätzlich brauche es derzeit noch mehr Weiterbildung, meint Beat Döbeli von der pädagogischen Hochschule Schwyz. Teilweise fehle es noch an Lehrmitteln, so der Informatik-Didaktiker, der seit 2010 am Lehrplan 21 mitgearbeitet hat
Digitalisierung in ein Fach packen
Angesichts der rasanten Geschwindigkeit, mit der die Digitalisierung voranschreitet, stellt sich natürlich die Frage, wie man die Lernziele in ein Fach und in Lehrmittel packen soll – ergeben fixe Strukturen bei dem Tempo überhaupt Sinn? «Absolut!» findet Beat Döbeli.
Bei der Medieninformatik gäbe es Konzepte, die sich nicht oder nur wenig geändert haben. So sei beispielsweise die Art und Weise, wie ein Computer Bilder speichert, mindestens 50 Jahre alt. «Wer einmal begriffen hat, was eine Pixelgrafik ist und was eine Vektorgrafik, hat auch weniger Mühe, mit der neuesten Software für Bildbearbeitung umzugehen», ist Döbeli überzeugt. Es geht um grundsätzliches Wissen und nicht um die Vermittlung schneller Trends.
Beat Döbeli vergleicht die Einführung von «Medien und Informatik» mit der Integration der Naturwissenschaften in die Lehrpläne des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Genau wie «Medien und Informatik» wurden auch das für uns heute selbstverständliche Fach einst eingeführt, weil auf der Welt gewisse Dinge wichtiger geworden sind. Und so wie Schülerinnen und Schüler seit Generationen im Physik- und Chemieunterricht lernen, die Welt aus einer naturwissenschaftlichen Perspektive zu betrachten, helfe jetzt die Informatik, die Welt aus der Informatik- und Medienperspektive betrachten zu können.