Der Kredit gab im Parlament zu reden, denn im Kallnachwald prallten wirtschaftliche, kulturhistorische, ökologische und finanzielle Interessen aufeinander. Ohne Grabung, soviel war klar, würde später auch der Kiesabbau nicht erlaubt.
Im Grossen Rat waren die Frontlinien nicht scharf gezeichnet. Manche lehnten den Kredit ab, damit die mutmasslichen Keltenfürstengräber unangetastet bleiben und ein Kiesabbau im Kallnachwald verunmöglicht wird. Nur wer die Vergangenheit kenne, könne die Gegenwart begreifen, brach etwa SP-Grossrat Christian Bachmann am Mittwoch eine Lanze für die Archäologie.
Ja zum Kiesabbau
Andere im Rat sprachen sich für die Rettungsgrabungen aus, damit nachher eben Kies abgebaut werden könne und die wirtschaftliche Entwicklung der Region gestärkt werde. Der Kiesabbau sei ein wichtiger Wirtschaftszweig im Seeland, der nicht gefährdet werden dürfe, sagte BDP-Grossrätin Marianne Schenk. Wieder andere Grossrätinnen und Grossräte monierten die hohen Kosten der Grabungen.
Die Vorgeschichte
In der Tat muss das Parlament einen Rahmenkredit von gut 15 Millionen Franken für zwölf Jahre sprechen. Allerdings beteiligen sich auch der Bund, die örtliche Burgergemeinde und das Kiesabbau-Unternehmen an den Kosten. Auf den Kanton Bern dürften letztlich wohl rund 5,7 Millionen Franken entfallen. Nach langer Debatte fiel das Abstimmungsresultat im Rat klar aus: 112 Grossratsmitglieder sprachen sich für den Kredit aus, 19 dagegen und elf enthielten sich der Stimme.
Ein weiterer Kredit für 15,5 Millionen Franken für Rettungsgrabungen in Nidau, wo dereinst auf dem ehemaligen Gelände der Landesausstellung Expo.02 die Wohnsiedlung Agglolac entstehen soll, war im Grossen Rat weniger bestritten.