«Bern ist die schönste Stadt der Welt», diesen Satz bringt Alexander Tschäppät bei jeder Gelegenheit. Er ist stolz auf seine 12 Jahre als Stadtpräsident. Tschäppät ist damit in die Fussstapfen seines Vaters getreten, auch er war schon Stapi von Bern, auch er für die SP. «Ich habe die Politik fast mit der Muttermilch aufgesogen», sagt Tschäppät gegenüber SRF.
«Wasserspiel ist mein Kind»
Stolz ist er auch auf die städtebaulichen Akzente, die er gesetzt hat oder an denen er beteiligt war. Dass die Autos vom Bundesplatz verschwinden, dafür hat er sich noch als Baudirektor eingesetzt. Später als Stapi konnte er den Platz mit dem Wasserspiel einweihen. «Das Wasserspiel ist mein Kind», so Tschäppät. Andere Bauwerke wie das neue Wankdorfstadion oder das Zentrum Paul Klee wurden von seinem Vorgänger aufgegleist, er konnte sie dann einweihen.
Italiener-Witze und Blocher-Lied
Kritik muss Tschäppät für seine Wirtschaftspolitik einstecken. 100‘000 Steuerzahler zählt die Stadt, und nur gerade 8000 Firmen. Der Stapi will die Kritik nicht gelten lassen: «Wir haben 185‘000 Arbeitsplätze und 140‘000 Einwohner. Das Problem ist: die Leute pendeln in die Stadt und zahlen Steuern in ihren Gemeinden.» Ähnlich reagiert er bei anderen Themen wie etwa der Reitschule. Selbstkritik ist nicht seine Stärke.
Ich bin halt manchmal so blöd, wie andere auch blöd sind.
Eine Ausnahme: Der Stadtpräsident entschuldigte sich für seinen Auftritt als Komiker. Die Italiener-Witze, die er 2013 bei einem Auftritt erzählte, brachten ihm den Rassismus-Vorwurf ein. Eine Entschuldigung folgte ebenfalls nach einem feuchtfröhlichen Abend in einer Bar, wo er alt Bundesrat Christoph Blocher in einem Lied verunglimpfte. «Ich bin halt manchmal so blöd, wie andere auch blöd sind, und so spontan wie andere auch spontan sind. Aber von einem Stadtpräsidenten erwartet man etwas anderes», räumt er ein.
Grossartige Party
In einem Punkt sind sich Kritiker wie Freunde Tschäppäts einig: Er ist ein grossartiger Verkäufer der Stadt Bern. Er hat es immer wieder geschafft, grosse Sportanlässe nach Bern zu holen; wie etwa die Tour de France oder die Eishockey-WM. Unvergessen sind auch die EM-Fussball-Spiele in Bern 2008. Die holländischen Fans haben die ganze Stadt in Beschlag genommen und orange eingefärbt. «Eine solche Party hab ich noch nie erlebt», grinst Tschäppät.
Pläne für nach seiner Zeit als Stadtvater hat Tschäppät noch wenige. Er habe Respekt vor dem Ruhestand, sagt er. Doch ganz ruhig wird es um den Vollblut-Politiker nicht werden, er sitzt weiterhin für die SP im Nationalrat.
(Schweiz aktuell, 19 Uhr)