Die Reporterin von der Zeitschrift «Landliebe» staunt. Es ist morgens um acht und Berns Gassen sind überfüllt. «Wann fängt der Zibelemärit eigentlich an», will sie von Joel Reeves wissen. Reeves ist Medienbeauftragter bei Bern Tourismus und führt jedes Jahr auswärtige Medien durch den Zibelemärit und beantwortet ihre Fragen. «Seit wann gibt es den Zibelemärit», will eine englische Journalistin wissen.
Der Zibelemärit interessiert weit über die Landesgrenzen hinaus. Medienleute aus China, Indien, Brasilien oder den USA hat Bern Tourismus schon durch die Berner Gassen geführt. Dabei zeigen sie etwa auch, wie ein Zwiebelzopf geflochten wird. Eine Bäuerin aus dem Gürbetal zeigt es vor. Mit flinken Fingern nimmt sie eine Zwiebel um die andere, bindet sie um Weizenhalme und flicht Blumen ein. Die auswärtigen Medien verfolgen das Geschehen aufmerksam um kritzeln Notizen in ein Büchlein.
«Der Zibelemärit ist ein prima Aushängeschild für Bern», sagt Michael Koller, Vizedirektor von Bern Tourismus. Er glaubt, gerade weil nichts gekünstelt ist und es sich um wirkliche Tradition und Brauchtum handle, sei der Markt so beliebt - im In- wie im Ausland. Der Zibelemärit kann tatsächlich auf eine lange Geschichte zurückblicken.
Alter Brauch
Nach neueren Forschungen geht der Zibelemärit auf das 19. Jahrhundert zurück. Damals sollen Bäuerinnen aus dem Seeland und dem Freiburgischen damit begonnen haben, ihr Gemüse ab dem Martinstag am 11. November während zwei Wochen in Bern zu verkaufen. Es gibt aber auch die Legende, wonach der «Zibeler» auf den Stadtbrand von 1405 zurückgeht. Die Freiburger waren damals den Bernern zu Hilfe geeilt; im Gegenzug sollen sie die Erlaubnis erhalten haben, im November ihre Zwiebeln in Bern zu verkaufen.
59 Tonnen Zwiebeln werden dieses Jahr zum Verkauf angeboten, wie die Stadt Bern mitteilt. Der Rekord von 2008 wurde damit knapp verfehlt. Bei den übrigen angebotenen Gemüsen wie Rüebli, Lauch und Schwarzwurzeln macht sich das nasse Frühjahr teilweise deutlich bemerkbar.