Bernhard Russi, einer der bekanntesten Schweizer, feiert am 20. August seinen 70. Geburtstag. Der ehemalige Abfahrts-Weltmeister und Olympiasieger lebt mit seiner Frau in seinem Heimatort Andermatt.
SRF News: An runden Geburtstagen erhält man viele Gratulationen und Aufmerksamkeiten. Bernhard Russi, was schenken Sie sich selbst?
Russi: Für mich sind Geburtstage nichts Spezielles. Älter werden ist ein Dauerzustand. Ich schenke mir am liebsten Zeit und ich gebe zu, dass ich nicht gerne Geburtstag feiere, weil mir das Zeit nimmt.
Haben Sie als «ewig Junggebliebener» Mühe mit dem Älterwerden?
Nein, überhaupt nicht. Ich habe das Glück, dass ich gesund bin. Ich höre auch nicht auf, ans Limit zu gehen. Ich will zum Beispiel im Klettern noch den siebten Schwierigkeitsgrad erreichen. Überhaupt ist die Sieben für mich eine sympathische Zahl. 1970 hatte ich meinen ersten grossen Erfolg, mit der Startnummer 7 hatte ich die meisten Siege - und jetzt werde ich 70.
Sie engagieren sich für die touristische Entwicklung von Andermatt. Erst kürzlich haben Sie die Zusage erhalten, auf dem Gütsch eine Skihütte zu planen. Werden Sie Wirt?
Wir haben erst die Zusage, aber noch längst keine Baubewilligung. Ich sehe mich nicht unbedingt als Gastgeber. Aber sollte das Projekt tatsächlich realisiert werden, könnte ich mir vorstellen auszuhelfen. Allerdings: Ich kann nur Risotto kochen, das wäre dann das Wochenmenue.
Sie sind eine Persönlichkeit, zu der viele aufschauen. Haben Sie selber auch ein Vorbild in Sachen Älterwerden?
Das habe ich mich noch nie gefragt. Sicher habe ich Vorbilder, zum Beispiel meinen verstorbenen Vater. Es gibt auch in täglichen Begegnungen Menschen, die mich beeindrucken. Aber es ist eher so, dass ich meinen eigenen Weg gehen möchte. Ich bin zwar älter als gestern, aber jünger als morgen. Die Lebensqualität nimmt zu, sonst macht man etwas falsch. Zeit haben ist grossartig. Am Morgen aufzustehen und nicht zu wissen, was unternehmen, das ist für mich der absolute Luxus. Das passiert mir leider höchst selten.
Das Gespräch führte Karin Portmann.