Der Tibeter und sein Oberwalliser Patron sind ein ungleiches Team. Einer ist ruhig, der andere sehr impulsiv. «Gerade deshalb harmonieren wir seit Jahren perfekt», sagt Amadé Kalbermatten, Küchenchef des Restaurants Moosalp oberhalb von Törbel.
Bis die beiden so gut zusammenarbeiten konnten, dauerte es allerdings. Der tibetische Flüchtling, der seit 11 Jahren im Oberwallis arbeitet, hatte zu Beginn keine Ahnung vom Kochen. Er wusste etwa nicht, wie die Gemüsesorten heissen oder was Pommes Frites sind.
Zuerst wusste ich nicht einmal, was Pommes Frites sind.
Die Besitzerfamilie hat aber bald gemerkt, dass der stille Tibeter mehr kann als bloss den Abwasch zu erledigen. An das hohe Arbeitstempo musste sich der Flüchtling allerdings erst gewöhnen. Und auch Amadé Kalbermatten hatte zu Beginn Mühe mit der Langsamkeit der Tibeter und merkte, dass er ihn nicht überfordern darf.
Mit der Langsamkeit der Tibeter hatte ich am Anfang Mühe.
Inzwischen ergänzen sich die beiden und vertrauen sich. Deshalb hält sich der Küchenchef auch in der Hochsaison ein oder zwei Tage frei und vertraut voll auf die Kochkünste seines Stellvertreters.
Ausbildung stand am Anfang des Erfolgs
Was Lobsang Tambutsang kann, hat er nicht nur von seinem einheimischen Chef gelernt. Er besuchte vor Jahren einen Basiskurs, der auf Flüchtlinge zugeschnitten ist. Hier lernen die Teilnehmer nicht nur, wie man kocht und serviert. Sondern auch, wie man sich verhalten muss. Etwa, dass Pünktlichkeit in der Schweizer Arbeitswelt das A und O ist. Später entschied er sich für eine Berufsausbildung. Er bestand sie, obwohl er in seiner Heimat nie eine Schule besucht hatte.
Tellerwäscher-Karrieren wie diese seien wohl eher selten, sagt der Leiter der Basisausbildung «Riesco» bei Hotel und Gastro Formation Schweiz. Allerdings würden gut 80 Prozent der Absolventen seines Lehrgangs den Einstieg ins Berufsleben schaffen.
(SRF 1, Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 17:30 Uhr; delp;marl)