Die Stimmung unter den Berner Bauern war auch schon besser. Dies hat sich am Dienstagmorgen auch auf dem Schlachtviehmarkt in Thun gezeigt. Die Landwirte lösen bei der öffentlichen Auktion lediglich noch den von Proviande, der Branchenorganisation der Schweizer Fleischwirtschaft, festgesetzten Minimalpreis. Die Händler bieten sich zurzeit nicht mehr wie gewohnt gegenseitig in die Höhe.
Der Richtpreis von Proviande ist seit Ende vergangener Woche unter Druck geraten. Pro Kilo Schlachtgewicht werden nun 30 Rappen weniger bezahlt.
Überangebot drückt auf die Preise
Bereits am Montag fanden 120 Tiere bei öffentlichen Schlachtviehmärkten keine Abnehmer. Weil die Bauern jedoch auf den Schlachtviehmärkten eine Abnahmegarantie haben, mussten 120 Tiere den Händler zwangsweise zugeteilt werden. Peter Schneider, Leiter Dienstleistungen Schlachtbetriebe und Märkte, geht davon aus, dass auf den Schlachtviehmärkten bis Ende Woche 300 bis 400 Tiere nicht abgesetzt werden können. Weil auf dem Markt ein Überangebot an Schlachtvieh herrscht, drückt das auf die Preise.
Der Auslöser für das Überangebot ist der Hitzesommer: Weil in den letzten Wochen zu wenig oder gar kein Regen fiel, geht den Landwirten das Gras, das Futter für die Tiere, aus. Sie stehen vor der Wahl, ihren Tieren frühzeitig das Heu für den Winter zu verfüttern, neues Futter einzukaufen oder eben ihre Tiere frühzeitig schlachten zu lassen.
Im Vergleich zu den Vorwochen verdient ein Bauer 500 bis 600 Franken pro Tier weniger. «Rund 15 Prozent weniger Umsatz – das tut jedem weh», sagt Andreas Wyss, der Geschäftsführer des Berner Bauernverbands. Er rät den Landwirten nun, einen kühlen Kopf zu bewahren und die Tiere nicht zu früh auf den Markt zu bringen.