Der letzte grosse Stellenabbau bei GE, die vor zwei Jahren die Energiesparte von Alstom übernommen hat, ist noch keine zwei Jahre her. Schon damals herrschte lange Unsicherheit darüber, wie viele Arbeitnehmer ihre Stelle verlieren im Aargau. Am Ende waren es rund 900.
Der Stellenabbau sei damit abgeschlossen, hatte es seither stets geheissen. Erst diesen Sommer wurde jedoch bekannt, dass bei der Hydro-Abteilung von GE in Birr 100 Stellen abgebaut werden.
General Electric in der Krise
Seither brodelt die Gerüchteküche im Aargau. Schon länger wird gemunkelt, dass ein erneuter grösserer Stellenabbau bevorsteht, bis zu 1300 Stellen sollen verschwinden. Konkreter wurde das Rumoren vor wenigen Tagen, als der neue GE-Chef John Flannery schlechte Zahlen auf den Tisch legte.
GE ist in sehr vielen Bereichen tätig. Das Finanzgeschäft hat der Konzern schon vor längerer Zeit abgestossen. Der Fokus soll neu auf industrieller Tätigkeit liegen und hier ist die Energie ein Schwerpunkt. Vor allem das Geschäft mit den Gasturbinen laufe schleppend, sagte Flannery in einer Telefonkonferenz. Also genau jene GE-Sparte, die im Aargau gut vertreten ist.
Nun griffen mehrere Medien diese schlechten Nachrichten und die jüngsten Gerüchte auf. Auch die Gewerkschaften scheinen von Seiten der Angestellten immer konkretere Hinweise auf einen Abbau zu erhalten.
Bisher viel Lob für Standort Schweiz
Die Gerüchte haben SP-Regierungsrat Urs Hofmann in Aufruhr versetzt. Er hatte noch in der letzten Woche Kontakt mit dem Management, wie «Schweiz aktuell» berichtet. Dann habe man noch nicht von einem Stellenabbau gesprochen.
«Die Aussagen waren anders», so Hofmann. «Man hat den Standort Schweiz immer über den Klee gelobt, auch uns gegenüber. Darum sind wir nun gespannt, was auf der weltweiten Ebene gemacht wird. Ich will von GE auch einfordern, dass die Schweiz sicher nicht übermässig betroffen sein darf. Sonst müsste man sagen, dass man uns nicht reinen Wein eingeschenkt hat.»
Rasche Klärung gefordert
Konkrete Informationen scheint die Gewerkschaft Angestellte Schweiz zu haben, die als besonders gut vernetzt mit den Angestellten von GE gilt. Gegenüber SRF sagt Hansjörg Schmid von Angestellte Schweiz, er habe von «internen Quellen» erfahren, dass tatsächlich eine grosse Abbaurunde stattfinden soll. Man habe ohnehin nie daran geglaubt, dass es keine weiteren Entlassungen gebe.
Schmid fordert nun von GE sofort Klartext zu reden. «Die Leute bei GE sind verunsichert. Sie müssen sofort wissen, was Sache ist, wie sie betroffen sind.» Weiter fordert er, dass die Arbeitnehmervertreter in die bevorstehenden Verhandlungen eingebunden werden.
Schmid will einen Stellenabbau möglichst verhindern und stellt diesen grundsätzlich infrage. Natürlich sei auch die Schweiz von der Energiekrise betroffen, «andererseits sollte man in die Zukunft schauen und Ideen für neue Produkte und Konzepte entwickeln, um für die Energiewende gewappnet zu sein. Hier hat GE sicher die richtigen Leute, um so etwas zu entwickeln und zu vermarkten.»
Erneut trifft es den Aargau
Gerade für den Kanton Aargau wäre der Abbau ein herber Schlag betont der Vertreter von Angestellte Schweiz. Neben GE hatte zuletzt auch Rockwell einen Stellenabbau angekündigt. Nun brauche es bei General Electric ein Intervenieren der Politik.
Neben Angestellte Schweiz kritisierten am Dienstag auch die Gewerkschaften Synia und Unia den drohenden Stellenabbau bei GE im Aargau.
GE lässt sich nicht in die Karten blicken
General Electric reagierte auf die neusten Gerüchte und die Kritik der Arbeitnehmervertreter am Dienstag mit einer Mail an SRF. Die Gerüchte über Stellenstreichungen könnten nicht bestätigt werden. «Zum derzeitigen Zeitpunkt können wir leider keine genaueren Angaben machen». GE kündigte bereits früher weitere Informationen für den 13. November an. Zu spät, sind sich die Arbeitnehmervertretungen einig.