In einem Studio in Bern unterrichtet die Tanzlehrerin Yanil Altagracia den Stil Twerk. Rund 20 Personen – mehrheitlich Frauen – machen mit und bewegen ihr Gesäss auf und ab. Sie «twerken».
Für Yanil Altagracia ist Twerking mehr als ein Tanz. Im Gespräch mit «SRF Impact» sagt sie, dass es sie «gerettet» habe: «Früher bin ich aufgrund meiner Hautfarbe und meines Geschlechts diskriminiert worden und habe unter Depressionen gelitten.»
Mit dem Tanzen und Unterrichten des Tanzstils Twerk habe sie sich zum ersten Mal so frei bewegen können, wie sie wollte und das habe ihr viel Kraft geschenkt.
Ich habe viele Freunde dadurch verloren. Aber tief in mir wusste ich, dass es mir hilft.
Anfangs sei es für sie noch schwierig gewesen. «Ich habe viele Freunde dadurch verloren. Aber tief in mir wusste ich, dass es mir hilft.» Die Hemmungen vollständig ablegen, könne sie noch immer nicht ganz, denn der Tanz werde in unserer Gesellschaft sexualisiert.
In der Twerk-Gemeinschaft würden alle akzeptiert, betont Altagracia. «Egal wie man angezogen ist, welche Hautfarbe man hat und welchem Geschlecht man angehört.» Ausserhalb dieser Community würden aber viele Menschen komisch darauf reagieren, dass sie twerke. «Manchmal habe ich das Gefühl, dass sexy sein in der Schweiz ein Strafdelikt ist», so Altagracia.
Altagracias Ziel ist es, den Tanzstil in der Schweiz mehr zu verbreiten. Er solle als solcher angesehen und als Sport ernst genommen werden. Daher organisiert sie hierzulande auch die grösste Twerk-Championship, in der sich die Teilnehmenden für einen internationalen Wettbewerb in Madrid qualifizieren können.
Wie für Altagracia bedeutet Twerking auch für viele der internationalen Teilnehmenden Freiheit, Selbstbestimmung und Spass. Eine ukrainische Teilnehmerin sagt, sie könne damit ihre Gefühle ausdrücken.
Mit Kritik werden die meisten immer wieder konfrontiert: Eine Schweizer Teilnehmerin möchte Lehrerin werden. «Daher wird mir oft abgeraten, zu twerken.» Sie gehe damit das Risiko ein, keinen Job zu finden. Doch es sei für sie wichtig, dieses Klischee zu brechen.
Der Gewinner der Competition meint: «Weil ich ein Mann bin, der twerkt, wurde ich oft kritisiert, sexualisiert und in Schubladen gesteckt.»
Die genaue Herkunft des Tanzes ist unklar. Doch mehrere Quellen besagen, dass er aus verschiedenen Tanzstilen aus westafrikanischen Ländern stammen soll. Dabei wird vor allem der «Mapouka» aus der Elfenbeinküste genannt.
Wie die Sängerin Lizzo in ihrem Tedtalk zum Thema Twerking schildert, war der traditionelle Tanz Ausdruck von Freude und Glauben. Oder man tanzte ihn an Hochzeiten, um zu zeigen, dass man bereit sei, zu heiraten.