Der älteste Basler Film ist nur gerade 47 Sekunden lang. Das ist wenig erstaunlich, denn die damaligen «Kinematographen» konnten keine längeren Filmrollen einlegen. Der Film von 1896 zeigt die Basler Mittlere Brücke und scheint auf den ersten Blick wie eine spontane Momentaufnahme.
Die Studierenden des Medienwissenschaftlichen Instituts Basel haben aber genauer hingeschaut. «Die Filme aus dieser Zeit waren meistens gestellt», erklärt Hansmartin Siegrist, der die Projektgruppe leitet, «das ist auch bei diesem Film so. Interessant ist aber, die Art und Weise wie dieser Film inszeniert wurde.» Denn fast die gesamte Handlung dreht sich um eine einzige Person: Den Basler Seidenfärber Achilles Lotz.
Ansammlung von VIPs
Er positioniert sich im Film prominent auf der Mittleren Brücke, sämtliche Passanten, die die Brücke scheinbar spontan überqueren, kann man mit ihm in Verbindung bringen. «Er war damals eine Art König des Kleinbasels und war bestens vernetzt», so Siegrist. «Er hat die wichtigsten Personen von Basel angefragt, ob sie im Film auftreten.» So erkennt man unter anderem den Komponisten Hans Huber oder verschiedene wichtige Politiker der Zeit.
Trotz dem aufwändigen Arragement wirkt der Film sehr spontan. Das hat auch mit einem Zeitungsjungen zu tun, der plötzlich ins Bild läuft und etwas verwirrt in die Kamera schaut. «Er hat ganz offensichtlich seinen Einsatz verpasst», mutmasst Siegrist. Denn die Reaktionen der anderen «Passanten» lassen eindeutig darauf schliessen: «Er bekommt einen Schubs von einem Herrn und ein anderer schüttelt wütend den Kopf».
Den Namen der Pferde herausgefunden
Im Gegensatz zu den beinahe 70 anderen Protagonisten konnte die Identität des Zeitungsjungen bis jetzt nicht in Erfahrung gebracht werden. «Dafür wissen wir sogar die Namen der beiden Pferde, die die Kutsche über die Mittlere Brücke ziehen», sagt Siegrist lachend.
Die Universität hat zu Ihren Ergebnissen einen kurzen Video-Clip verfasst, wo auch Ausschnitte des Films von 1896 zu sehen sind.