Eine Handvoll Länder sorgt für eine alarmierende Bilanz: Sieht man von China ab, fanden 2013 fast 80 Prozent der Hinrichtungen weltweit im Iran (mindestens 369), Irak (mindestens 169) und in Saudi-Arabien (mindestens 79) statt. Mit den USA (39) und Somalia (mindestens 34) stellen diese Länder eine Minderheit in der Welt dar. Denn: Es kennen zunehmend weniger Länder die Todesstrafe.
Dies sagt ein Bericht von Amnesty Schweiz zu Todesurteilen und Hinrichtungen im Jahr 2013. Bedenklich ist aus Sicht von Amnesty International, dass Indonesien, Kuwait, Nigeria und Vietnam nach längerer Unterbrechung wieder Menschen hinrichteten. Weltweit haben inzwischen 140 Staaten die Todesstrafe im Gesetz oder in der Praxis abgeschafft.
China ausgenommen wurden 2013 insgesamt mindestens 778 Menschen in 22 Ländern hingerichtet. Das entspricht einem Anstieg von 15 Prozent. Mindestens 1925 Menschen wurden in 57 Ländern zum Tode verurteilt.
Beunruhigend: Irak und Iran
Auffallend und beunruhigend war aus Sicht von Amnesty der starke Anstieg von Hinrichtungen im Iran und Irak. Die Organisation schätzt, dass es im Iran Hunderte offiziell nicht bestätigter Exekutionen gab, verlässlichen Quellen zufolge könnten 2013 mehr als 700 Menschen hingerichtet worden sein.
«Iran verheimlicht Hunderte von Hinrichtungen pro Jahr. Ausserdem verstossen die Gerichtsverfahren gegen internationale Standards», so Walder. «Im Irak erging die grosse Mehrheit der Todesurteile aufgrund vager Anti-Terror-Gesetze. Ein Verbrechen ist auch die Hinrichtung von drei minderjährigen Straftätern in Saudi-Arabien.»
China: am meisten Hinrichtungen
Zahlen zu China veröffentlicht Amnesty seit 2009 nicht mehr, da China Angaben zur Todesstrafe als Staatsgeheimnis behandelt. Amnesty geht davon aus, dass dort jährlich tausende Menschen hingerichtet werden, mehr als im Rest der Welt zusammen
Fortschritte gab es in allen Regionen der Welt: In den USA schaffte Maryland als 18. Bundesstaat die Todesstrafe ab. Aus ganz Europa und Zentralasien wurden erstmals seit 2009 keine Hinrichtungen gemeldet. Auch die pazifische Region blieb eine Zone fast ohne Todesstrafe.
Weltweit vollstreckten 2013 viele Länder, die noch 2012 Gefangene hingerichtet hatten, keine Todesurteile, darunter Gambia, die Vereinigten Arabischen Emirate und Pakistan, wo die Behörden die Vollstreckung der Todesstrafe erneut aussetzten. In Singapur blieb das seit 2012 bestehende Hinrichtungsmoratorium weiter in Kraft. In Bahrain, Benin, Jamaika und Tschad ergingen keine Todesurteile.
Benin, die Komoren, Ghana und Sierra Leone brachten Gesetzes- beziehungsweise Verfassungsänderungen auf den Weg, die die Abschaffung der Todesstrafe ermöglichen sollen.