Bei der SPD reibt man sich die Hände. Die Partei steckt 5 Monate vor der Bundestagswahl in einem tiefen Umfrage-Loch. Es ist ihr bisher nicht gelungen, der Wählerschaft ihre Themen schmackhaft zu machen, nämlich: mehr soziale Gerechtigkeit, mehr Steuergerechtigkeit, die Reichen, die einen grösseren Teil der Last tragen sollen.
Und jetzt plötzlich – so geht es manchmal im Fussball - die versehentliche Steilvorlage des Bayern-Spielmachers und CDU-Sympathisanten Uli Hoeness zum gegnerischen Stürmer. SPD-Chef Sigmar Gabriel versucht ohne zu zögern, Hoeness' Zuspiel im CDU-Tor zu versenken.
«Es zeigt, wobei es CDU/CSU bei dem Steuerabkommen mit der Schweiz ging: nämlich Steuerbetrüger zu schützen», sagte Sigmar Gabriel gestern Abend gegenüber der ARD. Deswegen sei es vernünftig gewesen, dies nicht zu machen.
Für die rot-grüne Opposition ist der Fall Hoeness ein Geschenk. Nordrhein-Westfalens Finanzminister Norbert Walter-Borjans (SPD), der das Steuerabkommen mit der Schweiz zu Fall gebracht hat, erklärte in der ARD, weshalb: «Uli Hoeness gibt im Prinzip der ganzen Kritik, die wir vorher geübt haben, ein Gesicht.»
CDU spricht von Einzelfällen
Das weiss auch die CDU und wehrt sich nach Kräften. Es bleibe dabei, dass Fälle wie derjenige von Uli Hoeness Einzelfälle blieben. Mit dem Steuerabkommen aber wären alle Hinterzieher auf einmal erfasst und nachbesteuert worden, wehren sie sich. Und überhaupt, meint die CSU-Spitzenpolitikerin Gerda Hasselfeldt gegenüber der ARD, «wenn den Sozialdemokraten nichts anderes einfällt, als in diesem Wahlkampf ein persönliches Vergehen zum Anlass zu nehmen auf die CSU loszugehen, dann ist das ein Armutszeugnis.»
Alle sind sie sich aber einig darin, dass sie von Uli Hoeness masslos enttäuscht seien. Denn Steuerhinterziehung sei kein Kavaliersdelikt, sondern ein Verbrechen. Da gebe es keine Diskussion.
Mutmassungen zur Summe
Um wie viel Hoeness den Staat betrogen hat, weiss man nicht. Die Vermutungen der «Süddeutschen Zeitung», welche von einem Schweizer Guthaben von vielleicht 10 Millionen ausgeht, sind aber sicher realistischer als die halbe Milliarde, mit der die «Münchener Abendzeitung» hantiert.
Für Hoeness entscheidend aber ist erstens die Frage, wie hoch der nicht bezahlte Steuerbetrag ist. Wenn dieser über einer Million liegt, droht ihm Gefängnis. Ausser, zweitens, wenn er sich angezeigt hat noch bevor die Behörden gegen ihn untersucht haben. Das aber ist noch nicht bekannt.
In diesem Fall könnte er straffrei ausgehen, er müsste nur hohe Nachzahlungen leisten. Sein Image als starker Saubermann aber ist Uli Hoeness los.
(hesa;krua)