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Jacht-Unglück vor Sizilien: Wie kam es dazu?
Aus Tagesschau vom 22.08.2024.
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Schiffuntergang vor Sizilien Milliardär Lynch tot aus Jacht geborgen – Tochter noch vermisst

  • Nach tagelanger Suche besteht nun Gewissheit: Beim Untergang einer Luxusjacht vor Sizilien ist auch der britische Milliardär Mike Lynch ums Leben gekommen.
  • Der Leichnam des 59-jährigen Unternehmers wurde von Spezialtauchern aus seinem Segelboot «Bayesian», das in 50 Metern Tiefe auf Grund liegt, an die Oberfläche gebracht.
  • Vermisst wird jetzt nur noch seine 18 Jahre alte Tochter. Nach ihr wurde auch am Donnerstagnachmittag noch gesucht.

Insgesamt kamen bei dem Unglück am Montag aller Wahrscheinlichkeit nach sieben Menschen ums Leben, darunter zwei mit Lynch befreundete Ehepaare. Inzwischen mehren sich die Vorwürfe gegen den Kapitän des riesigen Segelboots. Die Staatsanwaltschaft liess zunächst aber offen, ob sie Ermittlungen einleiten wird.

Eine der grössten Segeljachten weltweit

Lynch, einer der reichsten Briten, wollte auf der Segeltour zusammen mit der Familie und reichen Freunden eigentlich feiern, dass er nach jahrelanger Auseinandersetzung um den Verkauf seiner Firma vor Gericht letztlich gewonnen hatte. Seine Ehefrau, die ebenfalls an Bord war, gehört zu den 15 Überlebenden. Die 56 Meter lange «Bayesian» – benannt nach einem britischen Mathematiker aus dem 18. Jahrhundert – war eine der grössten Segeljachten weltweit. 

Der genaue Hergang des Unglücks ist bis heute nicht geklärt. Möglicherweise wurden Crew und Gäste am Montagmorgen vor dem Hafen Porticello unweit Palermo von einem schweren Unwetter überrascht. Die Jacht befand sich nur eine halbe Seemeile – etwa 900 Meter – entfernt vom Ufer. 

Mit Ausnahme des Schiffskochs überlebte die gesamte Besatzung. Von den zwölf Passagieren ist jedoch wohl die Hälfte tot. Darunter sind neben Lynch und seiner Tochter Hannah zwei befreundete Ehepaare: einer der Chefs der Investmentbank Morgan Stanley, Jonathan Bloomer, mit seiner Frau Anne Elizabeth sowie der Anwalt Chris Morvillo und seine Frau Nada. Sie alle hielten sich während des Unglücks am Morgen noch in ihren Kabinen auf, aus denen sie sich nicht mehr befreien konnten.

Schiff soll innert 60 Sekunden gesunken sein

Vermutet wird, dass die riesige Jacht von einer Monsterwelle erfasst wurde und nicht stabil genug im Wasser lag. Angeblich dauerte es keine 60 Sekunden, bis sie unterging. Der Kapitän behauptete: «Wir haben es nicht kommen sehen.» Allerdings gibt es erhebliche Zweifel an dieser Darstellung. Spekuliert wird über eine offen gelassene Luke auf dem Oberdeck oder ein falsch eingestelltes Schwert am Rumpf, mit dem der Tiefgang des Schiffes reguliert werden kann. Die «Bayesian» gehörte der Familie Lynch.

«Lange Reihe von Fehlern»

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Der Miteigentümer der Perrini-Werft, Giovanni Costantino, machte Kapitän und Besatzung für den Untergang mitverantwortlich. «Alles, was getan wurde, offenbart eine sehr lange Reihe von Fehlern», sagte Costantino der Zeitung «Corriere della Sera» (Donnerstag).

«Die Leute hätten nicht in den Kabinen sein dürfen, das Schiff hätte nicht vor Anker liegen dürfen. Das Unwetter war auf allen Wetterkarten deutlich zu erkennen.» Beispielsweise sei kein einziger Fischer aus Porticello unterwegs gewesen.

Das 15 Jahre alte Schiff – gebaut von der italienischen Werft Perrini – war mit einem System ausgestattet, mit dem sich Tiefgang mehr als halbieren liess: Unter normalen Segelbedingungen hatte es eine Kieltiefe von annähernd zehn Metern, wenn das bewegliche Schwert vollständig ausgefahren war. Damit konnten die Gegenkräfte des 75 Meter hohen Mastes ausgeglichen werden. Der Tiefgang konnte jedoch auf etwa vier Meter reduziert werden – beispielsweise, um in einen Hafen zu kommen.

Möglicherweise wurde das nun zum Verhängnis. Aufschluss erhoffen sich die Behörden von den Aufnahmen eines Tauchroboters sowie der Obduktion der Leichen.

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Aus dem Archiv: Jacht vor Sizilien gesunken
Aus Tagesschau vom 20.08.2024.
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Tagesschau, 22.08.2024, 19:30 Uhr ; 

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