Der Ausgang der Stichwahl um das Präsidentenamt in Peru bleibt ungewiss. Der neoliberale Wirtschaftsexperte Pedro Pablo Kuczynski führte nach Auszählung der Hälfte der Stimmen mit 50,6 Prozent. Die Favoritin und Rechtspopulistin Keiko Fujimori kam auf 49,4 Prozent.
Möglicherweise entscheidet erst die Auszählung der Stimmen aus dem Ausland die Wahl. Knapp 23 Millionen Bürger waren zur Stichwahl aufgerufen, unter ihnen 900'000 Wähler im Ausland.
Die 41-jährige Tochter des inhaftierten ehemaligen Machthabers Alberto Fujimori hatte die erste Wahlrunde am 10. April mit 40 Prozent der Stimmen gewonnen, ihr 77-jähriger Gegner Kuczynski kam damals auf 21 Prozent.
Beide Kandidaten riefen am Sonntagabend ihre Anhänger auf, in Ruhe das Ergebnis abzuwarten. Kuczynski erklärte, er werde bei Bestätigung seines Sieges auf Konsens setzen und mit allen Parteien sprechen. Im neuen Parlament verfügt seine Koalition nur über 18 der 130 Mandate, die Fraktion Fujimoris hat mit 73 Abgeordneten die absolute Mehrheit. Fujimori erklärte, sie sei optimistisch, «auf dem Siegesweg».
Distanz zum Vater
Vor der Stichwahl erhielt Kuczynski die Unterstützung der Drittplatzierten des ersten Wahlgangs, der Linksabgeordneten Verónika Mendoza, auf die knapp 19 Prozent der Stimmen entfallen waren.
Bei der Wahl ging es um die Nachfolge des Linksnationalisten Ollanta Humala. Das neue Staatsoberhaupt soll sein Amt am 28. Juli antreten.
Fujimori ist besonders in ländlichen Gebieten beliebt. Ihr Vater, der heute 77-jährige Alberto Fujimori, hatte das Land in den Jahren 1990 bis 2000 mit harter Hand regiert. Seit 2009 verbüsst er wegen Korruption und Verbrechen gegen die Menschlichkeit eine 25-jährige Haftstrafe. Weil er das Land bis heute spaltet, ging seine Tochter im Wahlkampf vorsichtig auf Distanz zu ihm.
Viele Peruaner befürchten, dass Fujimori an der Macht den autoritären Regierungsstil ihres Vaters übernehmen könnte. Ihre Anhänger versprechen sich von ihr einen kompromisslosen Kampf gegen die grassierende Kriminalität.
«Im Köpfchen völlig klar»
Kuczynski verwies im Wahlkampf auf seine Erfahrungen als ehemaliger Wallstreet-Banker und Wirtschaftsminister. Er sei möglicherweise nicht mehr der Jüngste, aber «im Köpfchen völlig klar».
Beide Kandidaten hatten im Wahlkampf dem Verbrechen und der Korruption den Kampf angesagt. Ausserdem versprachen sie, Arbeitsplätze in dem rohstoffreichen Andenland zu schaffen.
Fujimori trat für die rechte Partei Fuerza Popular (Volkskraft) an. Kuczynski kandidierte für das Bündnis Peruanos Por el Kambio (Peruaner für den Wandel, PPK – zugleich die Initialen seines Namens). Er verfügt über Rückhalt bei Wählern aus der Mittelschicht. Ausserdem schwenkten zwischen den beiden Wahlgängen offenbar auch viele Unentschiedene zu ihm um.