- Gut zwei Prozent der Erwachsenen in der Schweiz konsumieren Kokain. Dies hat eine neue Studie von Sucht Schweiz ergeben.
- Es sei nicht schwierig, in der Schweiz an Kokain zu kommen, sagt Experte Frank Zobel.
- Fünf Tonnen Kokain werden jedes Jahr in der Schweiz gehandelt.
Studie von Sucht Schweiz
Erstmals haben Schweizer Forscher interdisziplinär in einem breit angelegten Projekt den Markt der Aufputschmittel genau unter die Lupe genommen. Sie haben neue Forschungsansätze, wie etwa die Analyse von Abwasser und Drogenrückständen, genutzt, um ein präzises Bild des Drogenmarkts zu zeichnen. Betrachtet wurde der Kanton Waadt. Die Zahlen aus dem Kanton wurden auf die ganze Schweiz extrapoliert.
Drogen sind in der Schweiz spottbillig.
Gesundheitliche Risiken
Gut zwei Prozent der erwachsenen Schweizerinnen und Schweizer konsumiert demnach Kokain. Kaufen könne man die Droge quasi überall, sagt Frank Zobel, Vizedirektor der Stiftung Sucht Schweiz; im Club, im Internet, im Freundeskreis oder auf der Strasse. «Die Zugänglichkeit ist hoch. Dies ist auch deshalb so, weil es den Strassenverkaufsmarkt gibt, wo man relativ leicht an Kokain kommen kann.»
Weil das Angebot so gross ist, müssen die Konsumenten für die Droge nicht einmal tief ins Portemonnaie greifen. «Drogen sind in der Schweiz spottbillig», sagt Zobel. Etwa 15 Franken koste eine Dosis, so viel wie ein Kino-Eintritt. «Der Preis in der Schweiz ist keine grosse Hürde, um Drogen zu konsumieren.»
Anstatt Kokain andere schädliche Substanzen
Sucht Schweiz arbeitete mit Spitälern, Universitäten und Polizisten zusammen. Die interdisziplinäre Studie zeigt, dass Kokainkonsumentinnen und -konsumenten erhebliche Gesundheitsrisiken in Kauf nehmen, denn Kokain werde mit pharmakologisch aktiven Mitteln gestreckt. Diese können toxisch sein. «Wenn man sehr viel davon zu sich nimmt, kann es gefährlich werden.»
Manche Proben, die untersucht wurden, hätten überhaupt kein Kokain enthalten, sondern zahlreiche andere Substanzen mit Rauschwirkung. Diese Substanzen haben verschiedene Effekte. «Sie können von Hautkrankheiten bis zu Herzkrankheiten alles bewirken. Es hängt auch davon ab, wie man die Droge einnimmt», sagt Zobel.
Breit gefächerte Kundschaft
Trotz dieser Risiken greifen Schweizer sämtlicher Bevölkerungsschichten zum weissen Pulver. Den typischen Kokainkonsumenten gebe es nicht, so Zobel: «Die Kundschaft geht von abhängigen Drogensüchtigen, die auch Heroin konsumieren und spritzen, bis zu Leuten, die extrem gut integriert sind und hohe Jobs haben und in ihrem Alltagsleben Kokain konsumieren.» Zobel nennt das Beispiel von Bauarbeitern, die ab und zu mal Kokain konsumieren, wenn sie abends ausgehen wollten. Wenn sie schon etwas müde seien, gebe es ihnen noch etwas Schwung für den Ausgang.
Ecstasy ist noch sehr stark mit dem Nachtleben und den Festivals verknüpft.
Andere Bilanz bei Ecstasy
Ganz anders das Bild bei anderen Aufputschmitteln, etwa Ecstasy. Diese Droge sei nicht jedermanns Sache, so Zobel. Es seien vor allem junge Leute, die Ecstasy vor allem am Wochenende nehmen. In den Abwasserstudien könne man sehr gut feststellen, dass der Konsum donnerstagabends jeweils steigt und am Montag wieder abflaut. «Ecstasy ist noch sehr stark mit dem Nachtleben und den Festivals verknüpft», sagt Zobel.
Problematisch sei beim Ecstasy, dass die Pillen teilweise zu rein seien. «Es gibt sehr hochdosierte Pillen, die im Umlauf sind. Die Konsumenten müssen sehr aufpassen, dass sie nicht zu hohe Dosen nehmen. Das Beste, was man tun kann, wenn man unbedingt Ecstasy nehmen will, ist, dass man erst einen Teil der Pille nimmt und dann merkt, wie stark die Wirkung ist.»
Eine andere Droge, ein anderer Markt. Es ist das Ziel des interdisziplinären Forscherteams, einen Drogenmarkt nach dem anderen unter die Lupe zu nehmen. Als nächstes folgt eine Studie über Cannabis.