Zum Inhalt springen

Überlastete Pfarrer Burnout macht keinen Halt vor der Kirche

Taufen, trauen, Trost spenden. Viele Pfarrer sind überlastet und kämpfen mit Burnout-Symptomen. Die Kirchen sind gewarnt und ergreifen Massnahmen.

Seit 20 Jahren ist der Ostschweizer R. S. reformierter Pfarrer. Dann musste er sich wegen eines Burnouts krankschreiben lassen. Um weiter Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu haben, will er lieber anonym bleiben. Er habe gemerkt, dass er keine Energie mehr habe und seinen Hausarzt konsultiert. «Ich dachte, ich brauche ein bis zwei Wochen Ferien. Daraus wurden dann mehrere Monate», erklärt er.

Trauungen im Heissluftballon

R.S ist kein Einzelfall. Laut Studien ist jeder vierte Pfarrer Burnout gefährdet, fast jeder Zehnte hat Symptome. Auch im Kanton St. Gallen. Laut dem dortigen Kirchenratspräsidenten Martin Schmidt ist die Tendenz steigend. Die Gründe: Die Akzeptanz der Kirche schwindet, es gibt immer mehr administrative Arbeiten. Dazu kommen immer speziellere Wünsche von Kirchenmitgliedern.

«Heute werden Trauungen in Heissluftballons oder auf einem Bodensee-Schiff verlangt», so Schmidt. Viele Pfarrer gerieten so in ein Dilemma. Und die möglichen Konsequenzen einer Absage machten es für die Geistlichen nicht einfacher: «Oft hat man den Eindruck, wenn man Nein sagt, dann treten wieder ein paar Leute aus der Kirche aus», erklärt Schmidt. In St. Gallen wurde nun eine Präventionsstelle mit einem Burnoutkonzept eingerichtet.

«Keine Super-Pfarrer»

Auch in der Ausbildung von Pfarrern wird hier angesetzt. «Wir arbeiten mit einem Kompetenz-Strukturmodell, das den zukünftigen Pfarrerinnen und Pfarrern zeigt, dass sie nicht in allen Bereichen Super-Pfarrer sein müssen», sagt Thomas Schaufelberger, selber zehn Jahre als Pfarrer tätig ist heute für die Aus- und Weiterbildung von Pfarrern in 19 Kantonen zuständig.

Die angehenden Geistlichen könnten individuell nach persönlichen Begabungen und Talenten Schwerpunkte setzten. «Das wirkt sehr entlastend für viele», so Schaufelberger.

Pfarrer R. S kommt zum Schluss, er kümmere sich gern um die Menschen. Aber ab und zu müsse er auch auf seine Gesundheit achten.

Meistgelesene Artikel