Wer sich für Games interessiert, hat die letzten drei Tage der Electronic Entertainment Expo (kurz E3) dick im Kalender markiert: Zu keiner anderen Zeit im Jahr werden so viele neue Titel vorgestellt – eine einmalige Chance für Game-Entwickler und -Publisher, sich mit neuen Ideen und besonders spannenden Games zu profilieren.
Zum Ende der Messe zeigen wir, welchem der grossen Studios das am besten gelungen ist. Und wir stellen die vielversprechendsten Titel vor.
Anthem (EA)
Mit «Anthem» will Electronic Arts «Destiny» Konkurrenz machen, dem Massively Multiplayer Online First-Person Shooter (was für ein Wort!) von Activision. Das könnte gelingen, denn die offene Welt, in der die Spieler mit ihren Jetpacks herumfliegen, sieht grossartig aus. Nicht weniger interessant ist, dass EA bei «Anthem» völlig auf den Einsatz von Lootboxes verzichtet – einer Mechanik, die bei EAs «Star Wars: Battlefront II» im letzten Jahr für viel Kritik gesorgt hatte. Zwar soll es immer noch möglich sein, im Game bestimmte Items zu kaufen, nur ist das jetzt nicht mehr mit einer Lotterie wie bei den Lootboxes verbunden. Könnte es sein, dass EA aus dem «Battlefront»-Desaster etwas gelernt hat? Release-Datum: 22. Februar 2019.
Beyond Good & Evil 2 (Ubisoft)
Das Action-Adventure, in dem wir als Piraten das All erkunden, ist schon lange in Entwicklung – so lange, dass viele befürchteten, es würde gar nicht mehr veröffentlicht. Auch jetzt wissen wir über das Prequel zum Klassiker von 2003 nicht sonderlich viel, denn an der E3 wurde nur ein Cinematic-Trailer ohne Gameplay gezeigt. Der allerdings machte dem Begriff «Cinematic» alle Ehre. Interessant auch: Ubisoft arbeitet für das Game mit dem Schauspieler Joseph Gordon-Levitt zusammen. Über dessen Kollaborations-Plattform sollen Fans selber Musik und Grafiken zum Game beisteuern können. Release-Datum: Unbekannt.
Command and Conquer: Rivals (EA)
Für Fans der Strategie-Reihe war es ein harter Schlag: «Command and Conquer: Rivals» soll ausschliesslich als Gratis-Game für Android und iOS erscheinen. Das Internet war sich einig: Publisher EA geht es nur darum, mit dem berühmten Namen so viel Geld wie möglich zu machen. Denn gratis – also Free-to-Play – heisst bei mobilen Geräten meist, dass rund um das Game in der App möglichst viele Geschäfte gemacht werden. Was dem Gameplay selten gut tut. Es wird interessant zu sehen, wer am Ende Recht hat: Die verärgerten Fans oder EA, die behaupten, das Game werde trotz Mobile-Umsetzung die gewohnte Komplexität eines «Command and Conquer»-Titels haben. Release-Datum: 2018.
Cyberpunk 2077 (CD Projekt)
Gameplay ist im Trailer zum neusten Streich der «The Witcher 3»-Macher noch nicht zu sehen. Trotzdem sind nicht wenige Gamer wegen «Cyberpunk 2077» schon ganz aus dem Häuschen. Die Mega-City, in der das Rollenspiel seinen Lauf nimmt, sieht fantastisch aus – wenn auch ganz der Cyberpunk-Tradition à la «Blade Runner» verpflichtet. Sprich: Strassenschluchten gigantische, animierte Werbeflächen, fliegende Autos und mindestens ein Mann trägt einen Mohawk. Ungewohnt für Rollenspiel-Fans: Das Spiel findet in der Ich-Perspektive statt, also ohne dass man seinen Charakter ständig von hinten sieht. Release-Datum: Unbekannt.
Death Stranding (Sony)
Was soll man zu dazu sagen? Auch nach dem neusten Trailer zu Hideo «Metal Gear» Koshimas dunklem Opus wissen wir immer noch nicht, um was es in diesem Game eigentlich geht. Um Leben und Tod, wenn man Koshima glaubt, aber das kann alles heissen. (Babies spielen auch noch eine Rolle.) Fest steht: «Death Stranding» wird ein Action Game mit einer für den Spieler offenen Welt. Bekannte Schauspieler wie Norman Reedus, Mads Mikkelsen oder Léa Seydoux leihen den Charakteren ihr Äusseres und ihre Stimme. Grund genug also, Koshimas Werk weiterhin mit Spannung entgegenzusehen. Release-Datum: Unbekannt.
The Division 2 (Ubisoft)
Im zweiten Teil des Open-World-Online-Rollenspiels kämpfen wir nicht mehr in New York, sondern in Washington DC. Ansonsten scheint der von Tom Clancy inspirierte Shooter aber genau das zu bieten, was die Fans am ersten Teil gemocht haben: Gemeinschaftliche Waffenduelle, bei denen sich jetzt bis zu acht Leute miteinander verbünden können. Release-Datum: 15. März 2019.
The Elder Scrolls VI (Bethesda)
Hier kann man sich kurzhalten: Es wird einen neuen Eintrag in die «Elder Scrolls»-Reihe geben – eine Fortsetzung, auf die Rollenspiel-Fans seit «The Elder Scrolls V: Skyrim» sehnsüchtig warten. Was der Trailer sonst noch verrät? Das Game wird in einer Welt spielen, in der es Wälder, Berge, Seen und Burgen gibt. Mehr nicht. Immerhin: «Elder Scrolls» geht weiter! Release-Datum: Unbekannt.
Fallout 76 (Bethesda)
«Fallout» ist zurück – diesmal mit einem Multiplayer-Modus. Die Spieler sollen in dem für die Serie typischen postapokalyptischen Ödland zusammenarbeiten und Siedlungen bauen, nach Vorräten suchen oder Monster bekämpfen. Daneben soll es auch weiterhin möglich sein, das Game für sich alleine zu spielen. Es ist abzuwarten, ob Bethesda dieses Nebeneinander gelingt, ohne dass «Fallout»-Veteranen auf die Barrikaden gehen. Ach ja: Im Game kann man auch die Start-Codes für eine Atombombe finden, um Gegner mit atomaren Mitteln platt zu machen. Release-Datum: 14. November 2018.
Ghost of Tsushima (Sony)
Wenn es in der Popkultur um Samurais geht, dann fast immer in Japans Edo-Periode vom 17. bis 19. Jahrhundert. «Ghost of Tsushima» dagegen spielt früher, im 13. Jahrhundert, zur Zeit der Mongolen-Invasion. Neben einer Geschichtslektion liefert das Game der «Infamous»-Macher Sucker Punch perfekt umgesetzte Schwertkampf-Duelle vor wunderschönen Hintergründen. Kurosawa-Fans dürfen sich freuen. Release-Datum: Unbekannt.
Jump Force (Bandai Namco)
Manga-Nerds aufgepasst: «Jump Force» lässt Figuren aus der 50-jährigen Geschichte des Manga-Hefts «Weekly Shōnen Jump» aufeinandertreffen. Also Namen wie Monkey D. Luffy aus «One Piece», Goku aus «Dragon Ball», Naruto aus «Naruto» oder Light und Ryuk aus «Death Note». Die Spieler können einzeln gegeneinander antreten oder sich in Dreiergruppen verprügeln. Release-Datum: 2019.
The Last of Us Part II (Sony)
Der Vorgänger weckte grosse Erwartungen. Und soviel man bis jetzt vom zweiten Teil des postapokalyptischen Dramas weiss, scheint das berechtigt. Wir folgen Ellie, die in einer von Pilz-Zombies befallenen Welt zu überleben versucht. «The Last of Us» konnte nicht nur mit Action, sondern auch einer feinfühlig erzählten Geschichte punkten. Der zweite Teil geht diesen Weg weiter. Auffällig: Die dank Motion-Capturing unglaublich präzise animierten Gesichter der Figuren. Sie verraten mehr über das Innenleben eines Charakters, als es ein hölzern erzählter innerer Monolog könnte. Release-Datum: Unbekannt.
Man Eater (Tripwire Interactive)
Ok, zugegeben: Keine Ahnung, ob «Man Eater» es tatsächlich verdient hat, in die Reihe der vielversprechendsten Games der E3 2018 aufgenommen zu werden. Aber die Story des Games lässt auf einiges hoffen: Wir spielen einen Bullenhai, der den Tod seiner Mutter rächen will. Noch einmal: Wir spielen einen Bullenhai, der den Tod seiner Mutter rächen will. Das hat entweder Potential für grosses Drama. Oder zumindest für Tier-Slapstick wie bei «Goat Simulator». Release-Datum: Unbekannt.
Skull & Bones (Ubisoft)
Anfang Jahr hat «Sea of Thieves» gezeigt, dass Piraten zwar eine spannende Vorlage sind, aber nicht jedes Games deswegen ein Hit sein muss. Mit «Skull & Bones» kann Ubisoft jetzt zeigen, dass sie es besser können. Die Schiffskämpfe erinnern an «Assassin’s Creed IV: Black Flag», sehen aber nochmal besser aus. Wie bei «Sea of Thieves» teilen sich die Online-Spieler eine gemeinsame Welt. Der Trailer lässt hoffen, dass es dort spannender zugeht als bei «Sea of Thieves». Release-Datum: Nach April 2019.
Super Smash Bros. Ultimate (Nintendo)
Mit «Super Smash Bros. Ultimate» füllt Nintendo eine Lücke für die Switch-Konsole, denn das von Nintendo-Fans geliebte Prügelspiel gab es da noch nicht. Und das «Ultimate» steht nicht vergebens im Titel: Der neuste Teil soll der bisher umfangreichste sein, alle Charaktere aus fast 20 Jahren «Super Smash Bros.»-Geschichte treffen aufeinander. Der E3-Trailer zeigt darum viele altbekannte Figuren. Nicht nur aus dem Hause Nintendo, denn im Game treten zum Beispiel auch der Igel Sonic oder Snake aus der «Metal Gear Solid»-Reihe auf. Neu ins Spiel geschafft haben es unter anderem die Inklings. Am Gameplay scheint sich aber kaum etwas geändert zu haben. Release-Datum: 7. Dezember 2018.
Tetris Effect (Sony)
Es spricht für die Bekanntheit eines Games, wenn sogar ein psychologisches Phänomen nach ihm benannt ist: Der Tetris-Effekt tritt dann auf, wenn jemand so viel Zeit in eine Aktivität steckt, dass diese anfängt, sein Denken, seine bildliche Vorstellung und seine Träume zu beeinflussen. Also wenn man nach einer 8-Stunden-Tetris-Session die Welt nur noch in verschieden gestalteten Blöcken wahrnehmen kann. Hinter «Tetris Effect» steckt Tetsuya Mizuguchi, der 2001 mit «Rez» einen Klassiker für Segas Dreamcast geschaffen hat. Er wird Tetris für die Virtual Reality umsetzen – was im Trailer ziemlich psychedelisch aussieht. Release-Datum: Herbst 2018.
Trials Rising (Ubisoft)
Trials ist die beste Motorrad-Serie, die es je gab und je geben wird, Punkt. «Trials Rising» macht da weiter, wo «Trials Fusion» 2014 aufgehört hat: Halsbrecherische Motorrad-Stunts auf unmöglichen Hindernis-Strecken, natürlich mit möglichst spektakulären Crashs. Zückerchen für Nintendo-Fans: Das Game wird auch auf der Switch-Konsole erscheinen. Release-Datum: Februar 2019.
Wer hat gewonnen?
Für Gamer ist es Tradition, zum Ende der E3 den Gewinner der Messe zu küren – also das Studio, das mit seinen Ankündigungen die grössten Erwartungen wecken konnte. In diesem Jahr gelang das wohl Sony Playstation. Der Publisher hat einige der vielversprechendsten Titel vorgestellt. Die Japaner sind dabei nicht einfach mit Fortsetzungen auf Nummer sicher gegangen, sondern haben sich an neue, zum Teil sehr ungewöhnliche Ideen gewagt. Und auch Ubisoft konnte in diesem Jahr mit einem soliden Lineup überzeugen.
Enttäuschend hingegen war der Auftritt von Electronic Arts: Der Game-Gigant konnte nichts wirklich Aufregendes zeigen. Am interessantesten war eher, was EA nicht tut: Sie verzichten in ihrem wohl grössten Titel «Anthem» auf Lootboxen.
Auch Microsoft konnte nicht wirklich überzeugen. Mit «Cyberpunk 2077» konnte der Xbox-Hersteller zwar ein vielversprechendes Game zeigen – aber das ist weder von Microsoft noch ein Exklusivtitel für die Xbox.