«NextStep» heisst die App, die im Hintergrund schaut, wer uns im Alltag so nahe kommt, dass eine Ansteckung möglich wäre. An der Entwicklung waren Wissenschaftler verschiedener Hochschulen aus Europa und den USA beteiligt unter der Führung der EPFL Lausanne und der ETH Zürich. Die Veröffentlichung war für Mitte Mai geplant, mit einer Verzögerung muss gerechnet werden.
Wer kommt mir (zu) nahe?
Die Bedienung ist denkbar einfach – weil der Benutzer gar nicht viel einstellen kann: App aus- oder einschalten und den Batterie-Modus wählen, das ist alles. Wenn die App aktiv ist, hält sie permanent nach anderen Smartphones mit der gleichen App Ausschau.
Unterwegs im Supermarkt etwa beobachtet die App, welche Smartphones in unmittelbarer Nähe sind. Dazu nutzt sie das Funksignal des Bluetooth «Low Energy»-Standards. Aufgrund der Stärke dieses Signals schätzt die App die Distanz zum nächsten Gerät ab.
Wenn sich zwei Menschen so nahekommen, dass eine Ansteckung mit dem Virus möglich wäre, tauschen die beiden Smartphones einen Code aus. Diese abstrakte Zahl wird auf beiden Geräten abgelegt, zusammen mit dem Datum und einer Zeitangabe.
Wichtig: Die App nutzt keine Daten zum Aufenthaltsort! Sie merkt sich also nicht, in welchem Supermarkt die Begegnung stattfand, sie interessiert sich bloss für die Geräte und deren Codes.
Bei Infektion warnen
Wird der Besitzer einer App mit dem Virus infiziert, erhält er von der Ärztin ein Passwort. Damit kann er anonym die anderen Nutzer über seine Ansteckung informieren. Dazu lädt er seine bis zu diesem Zeitpunkt geheime Identifikationsnummer auf eine Austauschplattform und generiert dann eine neue Identifikationsnummer.
Alle Apps holen sich in regelmässigen Abständen die Identifikationsnummern der infizierten Teilnehmer von dieser Plattform. Sie schauen dann in ihren Aufzeichnungen nach, ob das Smartphone dieses Nutzers über einen längeren Zeitraum in der Nähe war, sodass eine Ansteckung theoretisch möglich wäre. Falls das zutrifft, wird die Nutzerin oder der Nutzer gewarnt, dass sie sich möglicherweise angesteckt haben.
Kontakte verfolgen und die Privatsphäre schützen
Die Köpfe hinter der Contact Tracing App «Next Step» haben von Anfang an grossen Wert auf den Schutz der Privatsphäre gelegt. Verschiedene Massnahmen tragen dazu bei:
- Die App kennt keine personenbezogenen Angaben wie etwa Telefonnummern oder Namen. Für die Identifikation über Bluetooth nutzt sie abstrakte Codes.
- Damit man nicht von einem Code auf ein Smartphone und auf den Besitzer schliessen kann, ändern diese Codes ständig.
- Die App nutzt keine GPS-Daten.
- Alle Angaben zu Begegnungen liegen auf unzähligen Smartphones verteilt. Der Betreiber der Austauschplattform hat keinen Einblick in diese Aufzeichnungen.
- Für Angreifer ist die Plattform nicht interessant, weil keine wertvollen Informationen darauf abgelegt sind.
Bei «NextStep» ist der Schutz der Privatsphäre gewahrt: Die App nutzt weder personenbezogene Daten noch das GPS. Ausser bei einer Infektion gibt sie auch keine Daten weiter – und selbst diese Weitergabe ist fakultativ.
Ganz anders verhalten sich viele kommerzielle Apps: Sie sammeln Daten zum Aufenthaltsort und verkaufen diese weiter. Wer sich Sorgen macht, dass sein Aufenthaltsort überwacht wird, der sollte zuerst die Berechtigungen überprüfen, die seine Apps nutzen.