Alle Passagiere des Forschungsschiffs «Shokalskiy» sind in Sicherheit. Ein Helikopter des chinesischen Eisbrechers «Snow Dragon» hatte die 52 Forscher und Passagiere in Sicherheit gebracht.
Die Geretteten wurden zunächst auf einem Eisfeld abgesetzt und gelangten dann von dort zum australischen Eisbrecher «Aurora Australis». Das Schiff soll die Passagiere nach Australien bringen, wie die australische Schifffahrtsbehörde AMSA mitteilte.
Die 22-köpfige Besatzung der «Shokalskiy» verblieb unterdessen auf dem Forschungsschiff. Die Crew hoffe auf eine Wetteränderung, um mit dem Schiff aus eigenem Antrieb aus dem Eis zu kommen, sagte der Kapitän Igor Kisseljow.
Expeditionsleiter Chris Turney meldete sich via Twitter: «Wir haben es auf die «Aurora Australis» geschafft. Ein dickes Dankeschön an die Chinesen und das australische Antarktisprogramm.»
Chinesischer Helikopter als Retter in der Not
Der Tag hatte zwar mit strahlendem Sonnenschein begonnen, doch stand die Rettungsaktion bis zum Schluss auf des Messers Schneide. Am Morgen stoppte die Behörde alle Vorbereitungen für die Evakuierung in letzter Minute. Die Experten hatten Angst, dass die Eisdecke dort, wo der Hubschrauber die Leute absetzen sollte, nicht dick genug sein könnte.
Stunden später kam dann doch grünes Licht. Um 20.08 Uhr Ortszeit (08.08 Uhr MEZ) seien die ersten Passagiere an Bord des chinesischen Helikopters gegangen, berichtete «Shokalskiy»-Kapitän Igor Kisseljow der russischen Agentur Itar-Tass.
Die Rettungsaktion fand unter weltweiter Anteilnahme statt: Passagiere dokumentierten die Rettungsaktion und luden die Videos sogleich im Internet hoch. Die Erleichterung war allen anzusehen. Wie übermütige Kinder lehnten sich Expeditionsteilnehmer ins Bild. «Das ist der Hubschrauber, der uns nach Hause bringt!», jubelte einer.
Zusammenrücken statt Komfort
Nach Hause geht es allerdings nach ersten Berichten vorerst nicht. Die «Aurora» hatte eine Versorgungsfahrt zu einer Forschungsstation in der Antarktis unterbrochen, als der Notruf der «Shokalskiy» kam. Sie dürfte ihre Mission zunächst fortsetzen, ehe sie nach Hobart in Australien zurückfährt. Das sind mehr als 2800 Kilometer.
Für die Expeditionsteilnehmer heisst es nach dem relativen Komfort der «Shokalskiy», die unter anderem Doppelkabinen mit Fenster und eigenen Bad sowie eine Bar und Bücherei bietet, zusammenrücken. Die «Aurora» ist mit 95 Metern zwar etwas länger als die «Shokalskiy» – aber auf 52 zusätzliche Passagiere war sie nicht eingestellt.
Die Geduld der 52 Wissenschaftler, Journalisten und Touristen sowie 22 Besatzungsmitglieder an Bord der «Shokalskiy» war zuvor auf eine harte Probe gestellt worden: In den vergangenen Tagen scheiterten Eisbrecher aus Australien, China und Frankreich daran, das seit dem 24. Dezember feststeckende Schiff zu befreien.
Am Mittwoch hinderten Sturm und Regen dann eine geplante Rettung per Helikopter. Auch am Tag der Rettung war ein Start des zu dem chinesischen Eisbrecher «Xue Long» gehörenden Helikopters zunächst abgeblasen worden.
Klimaskeptiker lachen sich ins Fäustchen
Australische Klimaskeptiker machen sich unterdessen das riesige Medieninteresse zu Nutze. Sie würden sich freuen, dass ausgerechnet eine Gruppe von Klimatologen im Eis stecken geblieben sei, die behaupte, die Erde erwärme sich, berichtet SRF-Korrespondent Urs Walterlin. Allerdings seien die Gründe für die Blockierung im Packeis ganz andere.
Der russische Eisbrecher ist auf den Spuren eines Polarforschers unterwegs, der die Region vor 100 Jahren besuchte. Sie war schon auf dem Rückweg, als das Packeis das Schiff plötzlich 2800 Kilometer südlich von Hobart in Australien einschloss. Die Expedition sollte eigentlich am 6. Januar wieder in Neuseeland anlegen.