Will man «grün» verreisen, steigt man am besten in einen Zug. So die gängige Meinung. Berechnungen der Klimaschutz-Stiftung «MyClimate» kommen nun aber teilweise zu einem anderen Ergebnis. Eine Car-Fahrt nach Warschau ist ökologischer als eine Zugreise.
«Eine Person hinterlässt nach Warschau mit dem Reisecar einen Fussabdruck von 70 bis 80 Kilogramm CO2. Mit dem Zug sind es bereits 120 Kilogramm pro Person», erklärt René Estermann, Geschäftsführer von «MyClimate».
Bei einer Fahrt nach Südfrankreich hingegen schneidet der Zug besser ab. Weshalb dieser Unterschied? Wegen des Stroms: In Deutschland und Polen wird die Bahn mit Strom angetrieben, der vor allem aus Gas und Kohle hergestellt wird: «Eine Kilowattstunde Energie beinhaltet in Osteuropa dementsprechend viel mehr CO2-Emissionen als in der Schweiz oder eben in Frankreich.» In diesen Ländern basiert die Stromproduktion auf erneuerbaren Energien (Schweiz) und auf der Nuklearenergie (Frankreich).
Der zweite Grund, weshalb Bus-Reisen im Ökovergleich gut abschneiden, ist die Auslastung. Die Bahn ist an den Fahrplan gebunden und fährt auch zu Randzeiten. Die Car-Unternehmer haben dagegen den Vorteil, dass sie dann fahren, wenn es sich lohnt.
Die hohe Auslastung sei die Stärke der Car-Reisen, sagt André Kirchhofer vom Nutzfahrzeugverband Astag: «Es lohnt sich schlichtweg nicht, eine Reise, bei der ein Car praktisch leer ist, zu unternehmen.» Bei einer Fahrt nach Warschau schlägt also der Car den Zug. Und beide schneiden besser ab als das Auto und viel besser als das Flugzeug.