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Panorama Gardi Hutter mag Horror-Clowns nicht

Mit Clowns ist nicht zu spassen. Doch seit einigen Wochen sorgen Unbekannte weltweit mit grässlichen Masken für Angst und Schrecken und teilweise gar für Gewalt. Für die Künstlerin Gardi Hutter ist klar: «Horror-Clowns zerstören das, was den Clown eigentlich ausmacht».

Was es zu einem echten Clown braucht, weiss Gardi Hutter nach tausenden von Vorstellungen auf der ganzen Welt sehr genau. Eine Annäherung an das dynamische Prinzip dieser Kunstform mit der renommierten Künstlerin, die zurzeit in Mexiko weilt.

SRF News: Was lösen Horror-Clowns bei Ihnen aus?

Horror natürlich. Denn bei diesen ist eine Seite des Clowns verlorengegangen. Der Clown ist zwar eigentlich eine Schreckgestalt. Darum haben auch viele Kinder Angst davor. Es liegt an der Dynamik, dem Schrecken ins Gesicht zu lachen. Das Tragisch-Komische. Das gleiche Prinzip wirkt in der Fasnacht oder bei den Silvester-Kläusen: Es ist eigentlich alles schrecklich, aber wir machen ein grosses Fest daraus. Der Horror-Clown dagegen ist nur noch der Schrecken.

Trifft es Sie, wenn plötzlich alle nur noch Angst haben vor Clowns?

Natürlich. Denn damit wird das zerstört, was der Clown eigentlich ist: Er spielt mit dem Schrecken. Er versucht zugleich, darüber zu lachen, was wiederum die Angst vor dem Schrecken nehmen soll.

Schaden Horror-Clowns Ihrem Berufsstand?

Ja, sehr. Wenn das Bild vom Clown nur noch Horror ist, dann muss ich meine Berufsbezeichnung ändern. Ebenso schwierig finde ich aber auch die ganze «therapeutische» Seite des Clowns. Denn da ist dann nur noch das Gute, Herzige und Schöne.

Für mich gehören beim Clown der Schrecken und das Lachen zusammen. Das macht ihn aus.
Autor: Gardi Hutter Clown

Jetzt verzichten offenbar viele Clowns auf die weisse Gesichtsfarbe und eine Maske und setzen auf lustige Kleidung. Lässt der Berufsstolz eine solche Anpassung zu?

Ich finde es genauso schrecklich, wenn man einfach ein paar lustige Kleider anzieht und sich dann Clown nennt.

Die Verniedlichung durch kinderliebende Clown-Nümmerchen mit Schmetterlingen und Seifenblasen ist ebenso berufsschädigend wie nur noch Angst zu machen.
Autor: Gardi Hutter Clown

Steckt das Berufsbild des Clowns in einer Krise?

Ich überlege mich schon seit längerer Zeit, ob ich mich anders nennen soll, aber ich bin nun eben ein Clown. Es ist im Moment auf jeden Fall schwierig. Der Clown liegt nicht im Trend. Heute ist Comedy angesagt und es wird sehr viel geredet. Das visuelle Körpertheater ist momentan nicht gefragt.

In Deutschland bietet ein Zirkus nun Anti-Angst-Kurse an. Bringt das etwas?

Audio
«Ein Horror» - Gardi Hutter zu den Horror-Clowns
aus Echo der Zeit vom 01.11.2016. Bild: Keystone
abspielen. Laufzeit 3 Minuten 44 Sekunden.

Nein. Mit diesen Lachtherapien wird versucht, irgendwie etwas zu bewegen. Ich als Berufsclown bin in einem völlig anderen Fach tätig. Wenn ich in einer Vorstellung einen Abend lang am Sterben bin, lachen die Menschen und haben am Schluss diesen tiefen Seufzer der Entspannung. Denn eine Stunde lachen tut einfach gut. Dann denke ich: Das ist das, was ich als Clown bezeichne.

Das Gespräch führte Samuel Wyss.

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