Sie ist winzig klein, kann aber grossen Schaden anrichten. So geschehen etwa auf Hawaii, wo sie ebenfalls eingeschleppt worden war und dort Palmen- und Kaffeekulturen beschädigt hat: Die Wurzel-Schmierlaus (Ripersiella hibsici) klammert sich an die Wurzeln und hemmt so das Wachstum der Pflanzen oder bringt sie gar ganz zum Absterben.
Erster Pflanzenrückruf in der Schweiz
In diesem Jahr tauchte die Laus erstmals auch in Europa auf, und zwar in einer Ladung Callistemon-Pflanzen (besser bekannt als Zylinder- oder Pfeifenputzer). Mehrere Töpfe davon waren auch in die Schweiz geliefert worden, an Baumschulen und Gartencenter. Und einige waren auch schon weiterverkauft worden, als der Bund im Juni einen Pflanzenrückruf startete – das gab es bislang noch nie in der Schweiz. Ziel: Verhindern, dass sich der neuartige Schädling auch hierzulande ausbreiten kann. Das SRF-Konsumentenmagazin «Espresso» berichtete.
Pflanzeninspektorinnen und -inspektoren von Bund und Kantonen klärten darauf die zahlreichen Meldungen ab und transportierten rund 100 potenziell verseuchte Pflanzen in Spezialsäcken nach Wädenswil zur eidgenössischen Forschungsanstalt Agroscope.
Hochsicherheitstrakt für befallene Pflanzen
Dort wurden sie in ein spezielles Quarantänegewächshaus gebracht – eine Art Hochsicherheitstrakt für kranke und mit Schädlingen oder Schadorganismen befallene Pflanzen. «Von hier darf nichts nach draussen gelangen», sagt Markus Bünter, Leiter der Forschungsgruppe im Pflanzenschutzdienst bei Agroscope.
Belüftung und Abwasserleitungen sind denn auch mit Filtern gesichert und ein Unterdruck-System sorgt dafür, dass die Luft hineingesogen wird, wenn sich eine Türe öffnet. Zutritt haben nur Berechtigte. Sie brauchen einen Überzug, auch an den Schuhen, und müssen sich beim Verlassen des Gebäudes mehrfach desinfizieren.
Mit Hitze und Dampf vernichtet
«Espresso» kann einen Augenschein nehmen von jener Kammer, in der die – vorerst – letzten drei Callistemon-Pflanzen aus der Rückrufaktion stehen. «Biogefährdung», warnt ein oranges Schild an der gläsernen Eingangstüre. Bünter nimmt eines der Bäumchen aus dem Topf, mit der Lupe findet er einen weissen Punkt, nicht viel grösser als ein Reiskorn: «Hier handelt es sich um ein Eigelege.» Heisst, dass sich in der Erde sehr wahrscheinlich auch ausgewachsene Wurzel-Schmierläuse befinden – auch sie sind nicht viel mehr als einen Millimeter gross.
Rund die Hälfte der gelieferten 100 Callistemon-Pflanzen war mit Läusen kontaminiert. Die verseuchten Pflanzen werden nach der Analyse jeweils wieder sicher verpackt und dann «autoklaviert», wie es im Fachjargon heisst. Mit grosser Hitze und Dampf werden Eier und Tiere in einem speziellen Apparat vernichtet. Das Ganze funktioniere ähnlich wie ein Dampfkochtopf, sagt der Pflanzenschutz-Experte. Dann kommen die Pflanzen in die Kehrichtverbrennungsanlage.
Es sieht gut aus
Markus Bünter und sein kleines Team haben hektische Wochen hinter sich. Er wertet die Rückrufaktion als Erfolg: So wie es aussehe, habe man den neuartigen Schädling tilgen können. Eine hundertprozentige Sicherheit gebe es aber nicht. Deshalb werden nun Nachkontrollen durchgeführt, vor allem in den Betrieben, welche die Pflanzen verkauft haben.