Das Wichtigste in Kürze
- Nutella und Nachahmer-Produkte enthalten wenig Haselnüsse, dafür enorm viel Zucker. Aber es geht auch anders: Drei Aufstriche haben gleich viel Nuss wie Zucker drin.
- Das Labor fand Fettsäuren, die krebserregend und deshalb in Lebensmitteln unerwünscht sind.
- In drei Produkten waren Spuren von Schimmelpilzgift nachweisbar, darunter krebserregendes Aflatoxin.
- Lindt «Haselnuss 40 %» und Alnatura bestehen aus vielen Haselnüssen und weniger Zucker und erreichen das Gesamturteil «gut».
Für viele Schleckmäuler ist es keine Frage: Es kommt Nutella auf den Tisch, nicht eine der vielen anderen Schoggi-Nuss-Cremen. Ob das ein guter Entscheid ist? «Kassensturz» und «Saldo» haben zehn der beliebtesten Cremes sowie das Produkt eines Schokoladenherstellers im Labor untersuchen lassen.
Zucker über der Tagesdosis
Klar: Mit den süssen, fettigen Aufstrichen isst sich niemand gesund. Die WHO empfiehlt, nicht mehr als 50 Gramm Zucker täglich zu konsumieren, besser aber nur 25 Gramm. Für kleine Kinder kommt es noch ärger: Ein dick mit Haselnuss-Creme bestrichenes Brot übersteigt bereits die von Ernährungswissenschaftlern empfohlene Tagesdosis für ein kleines Kind.
Denn fast alle Schoggi-Nuss-Cremes bestehen zu mehr als der Hälfte aus Zucker. Am meisten ist es bei Qualité & Prix mit 63 Prozent. Löbliche Ausnahmen sind die Bio-Marken Alnatura und Rapunzel (39 Prozent).
Den enormen Zuckergehalt versuchen einige Hersteller zu kaschieren, indem sie als Portionsgrösse 10 oder 15 Gramm deklarieren – ein unrealistischer Wert.
Unerwünschte Fettsäuren
Die andere Hauptzutat der Brotaufstriche ist Fett. Bei den Aufstrichen mit hohem Nussanteil kommt ein beträchtlicher Teil über die Nüsse in den Aufstrich. Das gilt für Lindt, Alnatura und «Samba» von Rapunzel (40 Prozent und mehr). In den anderen Fällen stammt der grösste Teil des Fettgehalts von zugefügtem Raps- und Palmöl. Jene Produkte enthalten bloss 13 Prozent Haselnüsse.
Das Labor fand die unerwünschten Fettsäuren 3-MCPD (Volg, Qualité & Prix) und Glycidylester (Denner), die bei Tieren vermehrt Tumore auslösen. Diese Stoffe entstehen, wenn die Naturprodukte industriell zu Öl verarbeitet werden. Das ist unschön und unnötig. Der Toxikologe Michael Arand von der Universität Zürich relativiert aber, dass die gesundheitlichen Risiken bei den Mengen, in denen sie in den Aufstrichen gefunden wurden, tolerabel seien.
Schimmelpilzgift aus den Nüssen
Schon kleinste Mengen Aflatoxin, das schädlichste der Schimmelpilzgifte, lassen bei Michael Arand die Alarmglocken läuten: «Wenn man schon nur kleinere Mengen regelmässig zu sich nimmt, erhöht sich das Risiko eines Lebertumors.» Die Schimmelpilzgifte stammen aus den Haselnüssen.
Trotz des mickrigen Haselnussanteils fand das Labor in der Eigenmarke von Volg und im Nutella Spuren des Schimmelpilzgifts Ochratoxin. Spuren von Aflatoxin waren in Rapunzel nachweisbar, jedoch klar weniger als die erlaubte Menge.
Die Leiterin der Qualitätssicherung von Rapunzel, Genovefa Albrecht, zeigt die Schwierigkeit auf: «Eine Handvoll Nüsse genügt, um 20 Tonnen Haselnüsse im Spurenbereich zu kontaminieren.» Rapunzel untersucht die Haselnüsse im Herkunftsland Türkei und analysiert Stichproben in Deutschland ausführlich, bevor die Nüsse verarbeitet werden.
Nur einer ohne Palmfett
Nur der Brotaufstrich von Lindt enthält gemäss Deklaration kein Palmfett. Die übrigen Hersteller verwenden das ökologisch bedenkliche Fett wegen seiner festen Konsistenz. Joseph Wilhelm, der Gründer und Geschäftsführer von Rapunzel, legt jedoch Wert darauf, nur ökologisch und sozial nachhaltiges Bio-Palmfett zu verwenden, sagt er.