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Metaverse Das Tanzbein schwingt jetzt virtuell

Virtuelle Welten wie Decentraland werden immer beliebter, zum Beispiel für Konzerte. Entdecken bald auch bekannte Künstler diese Möglichkeit?

Die Frau im kurzen pinken Minirock trägt silbern leuchtende Flügel auf dem Rücken, über ihrem Kopf schwebt eine goldene Krone. Neben ihr tanzt ein Mann mit einem Sombrero, dessen Rand leuchtet wie ein Heiligenschein. Etwas weiter links ein weiterer Tänzer – mit einer Schädeldecke wie ein Blumentopf, aus dem ein zartes Pflänzchen spriesst.

Was ist das Metaverse?

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Das Metaversum oder Metaverse ist eine Idee mit Anziehungskraft – und Ziel realer technologischer Entwicklung. Microsoft oder Facebook sehen es als potenziellen Nachfolger oder Weiterentwicklung des heutigen Internets. Das Metaversum hat drei Eigenschaften:

  • Wir stellen es uns als eine Sammlung virtueller Welten vor, dreidimensional dargestellt. Wir bewegen uns durch sie mit einem Avatar, einer Figur, die uns repräsentiert.
  • Es ist «shared» und «persistent»: Alle Teilnehmer des Metaversums sind in Echtzeit verbunden und können interagieren. Es bleibt bestehen, unabhängig davon, ob wir zugeschaltet sind. Veränderungen der Welt wirken sich auf alle Teilnehmenden aus.
  • Es ist verbunden mit der realen Welt.

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Nein, wir sind hier nicht in einer gewöhnlichen Diskothek, sondern im Metaverse (siehe Kasten oben) – auf der Plattform Decentraland, um genau zu sein. Seit Facebook-Chef Mark Zuckerberg Ende Oktober seine Vision des Metaverse präsentiert hat, ist das Wort in aller Munde.

Das Versprechen: Das Metaverse soll das Internet, wie wir es heute kennen, ablösen und der Ort werden, an dem wir online einkaufen, Freunde treffen, Games spielen oder Konzerte und Partys besuchen.

Direkt mit dem Publikum in Kontakt treten

Bei Decentraland – eine von vielen virtuellen Welten, die sich anschicken, Teil des Metaverse zu werden – ist letzteres dank einem Schweizer Startup schon heute möglich: Die Rocking Uniquehorns veranstalten in ihrem Konzertlokal in Decentraland regelmässig Events mit Musikerinnen und DJs, die von mehreren hundert Leuten in Avatar-Form besucht werden.

«Wir wollen Live-Konzerte nicht ersetzen, aber ergänzen» sagt Domenic Benz von den Rocking Uniquehorns. «Eine Künstlerin kann zum Beispiel entscheiden, erst ein halbes Jahr auf Tour zu gehen und den Rest des Jahrs mit den Fans auf einer digitalen Plattform in Kontakt zu treten.»

Denn im Gegensatz zu einem echten Konzert sei bei einem virtuellen Auftritt viel mehr Interaktion mit dem Publikum möglich: «Der Künstler kann dich zum Beispiel persönlich begrüssen oder dir ein Kompliment machen, wenn dein Avatar ein besonders ausgefallenes Kostüm trägt.»

Digitale Güter als Non Fungible Tokens

Umgekehrt macht es die Technologie hinter Plattformen wie Decentraland möglich, dass das Publikum seine liebsten Künstlerinnen und Künstler direkt unterstützt. Denn Decentraland baut auf der Blockchain auf – eine Art Buchhaltung, die nicht zentral, sondern auf vielen Computern parallel geführt wird und so als fälschungssicher gilt.

Dank dieser Technologie können digitale Güter (die sich eigentlich unendlich kopieren lassen) an einen einzigen Besitzer oder einer einzigen Besitzerin gebunden werden. Als sogenannte Non Fungible Token (NFT) werden sie in der Blockchain-Buchhaltung eingeschrieben und niemand kann diesen Eintrag löschen, verändern oder kopieren.

Stark vereinfacht kann man ein NFT also mit einer Beglaubigung vergleichen, die festhält, dass ein digitaler Gegenstand nur einem selbst gehört.

Eine neue Art von Crowdfunding

Auch die Rocking Uniquehorns bieten in Decentraland solche NFTs an. Beim Kauf kann man entscheiden, welchem Künstler 10 Prozent des Verkaufspreises zukommen sollen. Mit dem Rest des Geldes werden verschiedene Projekte finanziert. Zum Beispiel der Bau eines Stadiums in der virtuellen Welt, das Platz für noch mehr Konzertbesucherinnen bietet.

Florian Müller von den Rocking Uniquehorns beschreibt das als eine neue Art von Crowdfunding: «Man begeistert die Community für eine Idee, die Community kauft sich ein in diese Idee und erhält im Gegenzug NFTs.» Und je mehr Geld mit dem Verkauf der NFTs zusammenkomme, um so mehr Projekte liessen sich damit finanzieren.

Allerdings: Bislang ist das alles noch ein Nischenphänomen, sagt auch Domenic Benz. «Die Künstler, die bis jetzt bei uns mitmachen, sind eher unbekannt und kommen fast alle aus der NFT-Community.» Für ihn es es aber nur eine Frage der Zeit, bis auch bekanntere Namen auf das Thema aufmerksam würden.

SRF 3, 14. Dezember, 18:10 Uhr ; 

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