Die von Pjöngjang heftig kritisierte Nordkorea-Satire «The Interview» hat zum Filmstart in den USA zahlreiche Kinosäle gefüllt. Von New York bis Los Angeles zog der Streifen, dessen Start nach einem Hacker-Angriff auf die Produktionsfirma Sony Pictures zunächst zurückgehalten worden war, am Donnerstag zahlreiche Besucher an, die ein Zeichen setzen wollten. Mehr als 300 Kinos zeigten die Komödie ohne Zwischenfälle, wie Medien berichten.
«Es ist super aufregend»
In einem Kino in Los Angeles tauchte einer der Schauspieler aus dem Film, Seth Rogen, zusammen mit Co-Regisseur Evan Goldberg auf.
«Wir hätten nicht gedacht, dass das passiert», sagte Rogen vor den jubelnden Zuschauern, wie in einem Video im Online-Portal YouTube zu sehen war. «Die Tatsache, dass er hier gezeigt wird und Ihr alle gekommen seid...», sagte Goldberg, und Rogen ergänzte: «... ist super aufregend».
Eintrittskarten binnen einer Stunde verkauft
Der Kinobetreiber Josh Levin sagte, er zeige den Film «aus Prinzip», und das Publikum habe dies begrüsst. «Wir haben alle unsere Eintrittskarten für heute binnen einer Stunde verkauft», ergänzte Levin. «Wir sind auch für morgen und Samstag ausverkauft.»
Sony Pictures hatte den Film am Mittwochabend in den USA auf der Onlineplattform YouTube, bei Google Play und bei Xbox Video von Microsoft zugänglich gemacht. Zudem konnte der Streifen auf der eigens eingerichteten Website www.seetheinterview.com geliehen oder gekauft werden.
Neuer Cyber-Angriff gegen Sony
Die Online-Plattform von Sonys Playstation Network ist zusammen mit der Microsoft-Plattform Xbox Live an Weihnachten erneut durch einen Hackergriff lahmgelegt worden. Wie der britische Sender BBC berichtet, hätten die Hersteller der Spielekonsolen ihre Kunden über Schwierigkeiten der Onlinedienste informiert.
Eine Hackergruppe namens Lizard Squad habe erklärt, sie habe die Probleme verursacht, meldete auch der US-TV-Sender CBS. Es habe sich um einen sogenannten DDOS-Angriff gehandelt, bei der Server mit sinnlosen Anfragen überflutet werden, bis sie in die Knie gehen.
Zahlreiche Nutzer zeigten sich via Twitter verärgert über den Angriff. Die BBC zitierte eine Mutter mit den Worten, ihr zehnjähriger Sohn habe den ganzen Tag geweint, weil er nicht mit seiner Xbox habe spielen können. Für ihn sei es das schlimmste Weihnachtsfest seit jeher.
Breite Debatte wird zur Staatsaffäre
In dem umstrittenen Film «The Interview» geht es um zwei Journalisten und ein fiktives Mordkomplott gegen den nordkoreanischen Machthaber Kim Jong Un. Der Film ist Gegenstand einer breiten Debatte, die sich immer mehr zur Staatsaffäre entwickelte.
Sony war bereits im November Opfer einer Hackerattacke geworden, wenig später gab es dann wegen «The Interview» mysteriöse Anschlagsdrohungen gegen US-Kinos. Da daraufhin mehrere Ketten erklärten, den Film aus dem Programm zu nehmen, sagte Sony in der vergangenen Woche den für den ersten Weihnachtstag geplanten Start des Films ab.
Schweizer Kinostart im Februar?
Nach Erkenntnissen des FBI steckte die Staatsführung Nordkoreas selbst hinter dem damaligen Angriff auf Sony Pictures. Pjöngjang bestreitet dies, hiess den Angriff auf den Konzern aber gut. Nach Kritik aus der Filmbranche und von US-Präsident Barack Obama kündigte Sony Pictures schliesslich am Dienstag überraschend an, dass der Film nun doch in rund 200 Kinos gezeigt werde. Weitere sollen folgen. Ursprünglich war die Ausstrahlung in 2500 Kinos geplant.
In der Schweiz sollte der Film nach ursprünglicher Planung am 5. Februar in die Kinos kommen.