Seit der Entdeckung von Penicillin durch Alexander Fleming haben viele bakterielle Infekte an Schrecken verloren. Denn mit dem Antibiotikum hatte man endlich ein hoch effektives Medikament gegen Krankheiten, die davor oft tödlich endeten.
Doch was, wenn man auf Penicillin allergisch ist?
Claudia Gorkey ist einer dieser Menschen. Bereits zweimal in ihrem Leben hat sie Penicillin einnehmen müssen und reagierte jeweils allergisch.
Doch nicht alle Symptome werden durch eine Allergie ausgelöst. Die Einnahme von Penicillin kann auch zu Nebenwirkungen führen.
So zeigen Untersuchungen: Regelmässig geben Patienten an, gegen Penicillin allergisch zu sein. Dabei stimmt dies bei den meisten gar nicht. Bei 9 von 10 Patienten, die bei sich selbst eine Allergie gegen Penicillin vermuten, hat es sich um Nebenwirkungen einer Antibiotikatherapie gehandelt – keineswegs um eine Allergie.
Ist Claudia Gorkey nun eine von vielen, die glaubt eine Allergie zu haben oder sollte sie wirklich einen Bogen um das Medikament machen? Und: Ist es überhaupt wichtig für sie, dies zu wissen?
Ja, das ist es. Denn sollte sie eine echte Allergie haben, ist das nicht ungefährlich. Symptome, wie Atemnot oder gar ein allergischer Schock, können rasch auftreten, meist innert ein bis zwei Stunden, und sehr heftig ausfallen, erklärt Peter Schmid-Grendelmeier. Er ist Allergologe am Universitätsspital Zürich.
Ein weiteres Problem: Es gibt verschiedene Arten von Penicillin. So ist es möglich, dass Claudia Gorkey auf eine Art allergisch ist, eine andere ohne Reaktionen verträgt. Es ist deshalb einerseits wichtig, die Präparate zu kennen, die nicht verabreicht werden dürfen. Andererseits ist Claudia Gorkey froh, wenn es Medikamente gibt, die sie einnehmen kann, sollte es einmal nötig sein.
Die Allergie austesten
In ihrem Fall bringt also nur ein Test Klarheit. Oder besser zwei.
Der erste Test ist ein Hauttest. Dabei wird geschaut, wie die Haut auf verschiedene Penicillin-Präparate reagiert. Denn schon 15 Minuten später könnten allergische Reaktionen auftreten – sollte die 29-Jährige allergisch sein. Ist jemand extrem allergisch, würde dies der Test zeigen. Ohne die Person in grössere Gefahr zu bringen.
Claudia Goreky reagiert im Hauttest nicht extrem stark.
Doch das ist noch kein Grund zum Aufatmen. Denn nun geht es zum zweiten Test. Dem Provokationstest. Dabei wird sie genau das Penicillin einnehmen, auf das sie vermeintlich allergisch ist. Das Ganze findet jedoch in einem für Notfälle ausgerüsteten Spitalzimmer statt. Und unter medizinischer Aufsicht.
So liegt sie nun auf dem Bett und hat bereits ihre erste Dosis erhalten. Nach 15 Minuten erhält sie die zweite Dosis und plötzlich ist ihr nicht mehr wohl – es wird ihr schwindlig. Dann steigt ihr Blutdruck an. Alle werden etwas nervös.
Doch nach kurzer Zeit legen sich die Beschwerden wieder und Claudia Gorkey nimmt auch noch die letzte Tablette. Der Provokationstest ist überstanden.
Der Test zeigt: Auf manche penicillinhaltige Antibiotika reagiert Claudia Gorkey empfindlich. Zum Glück aber nicht auf die ganze Gruppe der Penicilline.
Für sie heisst das nun, dass sie Ärztinnen und Ärzte auf die Allergie aufmerksam machen muss. So können diese, wann immer möglich, auf eine andere Behandlung ausweichen. Nur so wird sichergestellt, dass Claudia Gorkey im Notfall das richtige Medikament erhält.