Wer sich ein dicke Schicht Butter aufs Brot streicht, muss mit der Ermahnung rechnen, dass das doch nicht gesund sei. Seit Jahrzehnten halten sich die Vorbehalte in den Köpfen, und fettreduzierte «Light»-Produkte haben ihren festen Platz auf dem Einkaufszettel.
Und nun das: Forscher geben nicht nur Entwarnung – sie rufen sogar regelrecht zum Fettkonsum auf. Im Interesse unserer Gesundheit.
Studie in 18 Ländern
Zu der revolutionären Erkenntnis kam eine Untersuchung namens «Pure», die kürzlich in der anerkannten Fachzeitschrift «The Lancet» publiziert wurde.
«Pure» gilt als erste grossangelegte internationale Vergleichsstudie in Ernährungsfragen. In 18 weltweit ausgesuchten Ländern mit tiefen, mittleren und hohen Einkommen wurden über 135'000 Menschen während 7,4 Jahren auf ihre Ernährungsgewohnheiten untersucht.
Dabei wurde festgehalten, wie hoch der Fett- und der Kohlenhydratanteil des Gesamtenergieverbrauchs war und wie viele Gemüse und Früchte die Menschen zu sich nahmen. Zudem wurden alle Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall sowie die Todesfälle protokolliert.
Weniger Kohlenhydrate, mehr Fett
Die Studie brachte Erstaunliches zu Tage: Wer 68 Prozent oder mehr seines Gesamtenergiebedarfs durch Kohlenhydrate abdeckt, dessen Sterberisiko erhöht sich um 28 Prozent.
Wer hingegen 35 Prozent seines Gesamtenergiebedarfs durch Fett abdeckt, dessen Sterberisiko ist um 23 Prozent tiefer als bei Menschen mit niedrigem Fettkonsum.
Eine weitere Erkenntnis von «Pure»: Für den positiven Effekt spielt es keine Rolle, ob «schlechte» gesättigte oder «gute» einfach oder mehrfach ungesättigte Fettsäuren konsumiert werden. Fett ist gut, so oder so – was im krassen Widerspruch zu den gängigen Empfehlungen steht, höchstens zehn Prozent gesättigte Fettsäuren zu konsumieren.
Deutlich schlechter schneiden in der Studie die Kohlenhydrate ab. Was gerade bei Menschen mit tiefem oder mittlerem Einkommen zu ungesundem Übergewicht und verkürzter Lebenserwartung führt, da sie ihren Energiebedarf zum grossen Teil mit Kohlenhydraten decken – weil es billiger ist.
Die Schweiz auf guten Wegen
Völlig überraschend sind diese Erkenntnisse nicht. Verschiedene europäische Studien belegen schon länger, dass Fett gesund ist und durchaus auch in höheren Mengen konsumiert werden kann. Entsprechend wurden bereits 2012 die Empfehlungen in den eidgenössischen Ernährungsempfehlungen nach oben korrigiert.
Gleich geblieben sind allerdings bis heute die empfohlenen Oberwerte für gesättigte Fettsäuren von maximal zehn Prozent. Ohne weitere Belege durch entsprechende Studien sieht die Ernährungskommission zur Zeit keine Notwendigkeit, diese nach oben hin anzupassen. Das Umdenken braucht noch etwas Zeit.