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Panorama Was steckt hinter dem Mythos der Tempelritter?

Diese Woche jährt sich der Tod des letzten Grossmeisters der Templer zum 700sten Mal. Am 18. März 1314 wurde Jacques de Molay in Paris auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Was ist dran an den Legenden und Mythen um die Tempelritter? Ein Historiker gibt Auskunft.

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Gespräch mit Historiker Christian Hesse
aus SRF 4 News aktuell vom 19.03.2014.
abspielen. Laufzeit 5 Minuten 35 Sekunden.

Zahlreiche Legenden ranken sich bis heute um den Templerorden. Die Templer sollen den heiligen Gral bewacht, die Bundeslade gefunden und den Begriff «Freitag der 13.» geprägt haben.

Historisch gesehen waren die Tempelritter aber vor allem eines: ein mächtiger, christlicher Orden. Eine Art militärischer Arm des Papstes. Ein Adliger aus der Region Champagne in Frankreich stiftete den Templerorden um 1120 im Heiligen Land, im heutigen Nahen Osten. Die Tempelritter sollten die christlichen Pilger schützen und gleichzeitig auch die Siedler, die sich dort nach den ersten Kreuzzügen niedergelassen hatten. Der französische König privilegierte und förderte die Tempelritter.

Ideal eines neuen Rittertums

«Weil dem Orden einerseits christliche Mönche und andererseits Ritter, also Kämpfer, angehörten, verkörperte er das Ideal eines neuen Rittertums», erklärt Christian Hesse. Er ist Professor für mittelalterliche Geschichte an der Universität Bern.

Art Kreditgeber

Gral und Bundeslade: Realität?

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Legende: zvg

Laut Historiker Christian Hesse sind das Mythen. «Sie haben sich vor allem im 18. und 19. Jahrhundert gebildet. Heute mit der modernen Auffassung des Mittelalters sind Ritter, das Geheimbündische und das Okkulte beliebt, und all das findet man auch im Templerorden. Aber mehr ist da nicht dran – glaube ich».

Die Templer waren auch betreffend Finanzfragen wichtig. Sie funktionierten als eine Art Kreditinstitut. Denn sie hatten grosse Besitze und Stiftungen erhalten. Und sie hatten gleichzeitig die Aufgabe, das Heilige Land zu versorgen.

Die Ordensbrüder waren sehr geschickt im Verkauf ihrer landwirtschaftlichen Produkte, was ihnen viel Geld einbrachte. Dieses wiederum setzten sie für die Finanzierung der Herrscher ein, so Hesse. «Wenn zum Beispiel der englische König Geld brauchte, um einen Krieg zu finanzieren, dann fragte er die Templer um Geld.» Die Templer waren im 13. Jahrhundert sehr mächtig. Aber 1312 fand der Orden ein jähes Ende.

Arbeitslos im Mittelalter

Der Historiker erklärt, wie es dazu kam: «1291 ist Akkon gefallen, die letzte Bastion im Heiligen Land. Damit waren die verschiedenen Ritterorden arbeitslos. Gegen wen sollten sie jetzt kämpfen?» Die einen Ritterorden, wie die Johanniter, hätten sich umorientiert.

Auch der Templerorden versuchte dies, aber gleichzeitig war da der französische König, der an Macht gewann. «Der König wollte die Templer besiegen. Denn sie waren aufgrund ihrer Finanzmacht zu einem regelrechten Staat im Staat geworden.» Der König schritt ein und beschuldigte die Templer. Sie würden sexuellen Praktiken mit Tieren nachgehen, seien gottlos und homosexuell, und sie hätten gegen die christlichen Werte gehandelt.

Leute stehen um einen Scheiterhaufen, der brennt.
Legende: 1314 brannte der letzte Templer-Grossmeister auf dem Scheiterhaufen in Paris. (Symbolbild) Keystone

«Sehr harte Vorwürfe», sagt Hesse von der Universität Bern. So empfand auch der Papst und setzte sich für die Templer ein. Doch die Situation des Papstes war in jener Zeit relativ schwach. Er stand unter starkem Einfluss des französischen Königs und konnte dessen gezielten und langandauernden Angriffen nichts entgegensetzen. Auch der englische König, der sich am Anfang noch gegen diese Vorurteile des Templerordens aussprach, konnte nichts machen.

Ein Grossteil der Templer wurde dann verhaftet. Es wurden lange Prozesse geführt. 1314, vor 700 Jahren, wurde Jacques de Molay als letzter Grossmeister in Paris öffentlich verbrannt.

Der Orden bestand danach in veränderter Form weiter. In Portugal hat man ihn vor allem für den Landesausbau genutzt. Auch im Königreich Aragon lebte der Orden weiter, aber in einer anderen Organisation.

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