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Bild 1 von 13. So sah das Oltner Lichtspiel in den 1930er Jahren aus... Bildquelle: Heinz Rubin.
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Bild 2 von 13. ... und so sieht es heute aus. Bildquelle: Bähram Alagheband/SRF.
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Bild 3 von 13. Das Foyer des Kinos Lichtspiel in Olten. Bildquelle: Bähram Alagheband/SRF.
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Bild 4 von 13. Die Tapete im Kino Lichtspiel könnte gut und gerne die Originaltapete aus dem Jahr 1916 sein. Davon geht jedenfalls der frühere Stadtarchivar Martin Fischer aus. Bildquelle: Bähram Alagheband/SRF.
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Bild 5 von 13. Seit 2012 gibt es im Lichtspiel einheitliche Sofas. Zuvor waren es unzählige, unterschiedliche Sofas, die teilweise aus der Brockenstube stammten. Bildquelle: Bähram Alagheband/SRF.
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Bild 6 von 13. Blick in den Kinosaal von oben. Insgesamt haben 120 Personen Platz im Kino Lichtspiel, das seit den 1970er Jahren «Lichtspiele» heisst. Bildquelle: Bähram Alagheband/SRF.
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Bild 7 von 13. Zwar sind alle Sitze auf der Terrasse noch nummert, Tickets mit Nummern werden aber schon lange nicht mehr verkauft. Bildquelle: Bähram Alagheband/SRF.
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Bild 8 von 13. Gleich nach dem Eingang in den Kinosaal befindet sich die Garderobe mit einigen Kleiderbügeln, die einzig von einem kleinen Vorhang abgetrennt wird. Bildquelle: Bähram Alagheband/SRF.
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Bild 9 von 13. Im Kinosaal gibt es Fenster, die ebenfalls einige Jahr auf dem Buckel haben. Auch deren Alter ist nicht genau bekannt. Mittlerweile sind sie mit schwarzem Abdeckmaterial zugedeckt, damit kein Licht in den Saal gelangt. Bildquelle: Bähram Alagheband/SRF.
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Bild 10 von 13. Mit diesem Filmprojektor werden heute noch 36-Milimeter-Filme gezeigt. Als der Filmverein Lichtspiel das Kino übernahm, passierten mit diesem Gerät immer wieder peinliche Fehler. So kam es vor, dass zuerst der zweite Teil Films als Spule eingelegt wurde. Mit Getränken und «Schoggistängeli» habe man das Publikum bei Pannen jeweils beruhigt. Bildquelle: Bähram Alagheband/SRF.
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Bild 11 von 13. Neben dem alten Projektor und mit Filmrllen ist auch ein digitaler Filmprojektor im Hintergrund zu sehen. Er ist mittlerweile ebenfalls ein fester Bestandteil des Kinos. Bildquelle: Bähram Alagheband/SRF.
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Bild 12 von 13. Überall im Kino finden sich noch Überbleibsel aus alten Zeiten, zum Beispiel ein Aufkleber eines Rambo-Films. Ob sich dieser Aufkleber absichtlich auf dem Starkstromkasten befindet, ist offen. Bildquelle: Bähram Alagheband/SRF.
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Bild 13 von 13. Hinter dieser Gittertor befindet sich der Aufgang zu einer Wohnung. Aktuell lebt dort niemand. Früher hingegen wohnten dort die Betreiber des Kinos. Bildquelle: Bähram Alagheband/SRF.
Das Oltner Kino Lichtspiele hat in seiner 100-jährigen Geschichte alles anzubieten, was auch ein guter Film haben muss: Etwas Drama, ein bisschen Sex und natürlich Crime. Wie haben Betreiber, Mitarbeiter und Besucher das Kino erlebt? Und wie fing alles an? Fünf Personen plaudern aus dem Nähkästchen.
Antonino Iannello, Operateur
«Als in den 1980er und 1990er Jahren Pornofilme in Olten gezeigt wurden, freute das die Kapuzinermönche im Kloster gegenüber nicht wirklich», erzählt der gebürtige Italiener. Besonders die freizügigen Bilder, mit denen das Kino für die Filme warb, störten die Mönche. So musste Iannello den Aufkleber «ab 18 Jahren» jeweils gekonnt auf den Bildern platzieren, um die Mönche ein wenig zu beruhigen.
Sex-Filme mit Namen wie «Diamante bleu» zogen alle möglichen Besucher an, vom 18- bis zur 80-Jährigen. «Ja, wir haben auch gestaunt», lacht Iannello und erzählt, wie eines Tages eine Grossmutter im Pornofilm sass. Sie wisse, wo sie sei und was da gleich passiere, meinte die rüstige Frau. «Aber sie wollte bleiben», so Iannello, «ihr gefiel der Film und sie sagte, dass sie vielleicht wieder komme.»
Martin Fischer, Alt-Stadtarchivar
«Filme schauen in einem geschlossenen Raum – Das war vor 100 Jahren eine gefährliche Sache», erzählt Fischer, der 30 Jahre lang Stadtarchivar von Olten war. Gefährlich deshalb, weil die Filmstreifen schon ab Temparaturen ab 38 Grad selber entzündeten, erzählt Fischer. 1897 starben in Paris gar 140 Menschen, als ein Kinosaal in Brand geriet.
So legte der Oltner Gemeinderat speziell für den Kinoneubau 1916 mehrere Vorschriften fest: Es braucht zwei Fluchttüren, jede zwei Meter breit. Diese Türen müssen während der gesamten Vorführung offen bleiben, und ein Polizist muss die ganze Zeit über anwesend sein.
Nicht alle hatten Freude am ersten Oltner Gebäude, das ausschliesslich zum Filme schauen da war. «Es gab damals auch die Meinung, dass man nicht Geld ausgeben solle für so etwas, wenn viele Kinder kein Geld für Essen haben», weiss Fischer aus historischen Quellen.
Walter Püntener, Kinogänger
«Mitte der 1950er Jahre entdeckte ich das Kino Lichtspiel», erklärt der heute 75-Jährige aus Obergösgen. «Ich war erst 15 Jahre alt und durfte eigentlich gar nicht ins Lichtspiele», grinst Walter Püntener. Doch jeweils nach der Beurfsschule ging der Werkzeugmacher-Lehrling ins Kino, zwei bis drei Mal pro Woche.
Die Filmabende waren meist um 22:30 Uhr fertig – und der Vater kurz darauf zu Hause. Walter Püntener, der auch mit 17 Jahren noch ohne Erlaubnis des Vaters ins Kino ging, musste sich sputen. Ausserdem dauerte die Berufsschule bis 20 Uhr, und der Film begann um 19:45 Uhr. «Einmal konnten wir unseren Lehrer dazu bringen, uns früher gehen zu lassen», erinnert sich Püntener.
Der Lehrer war fromm und so erzählten ihm die Buben, dass in Olten gerade «Die Geschichte einer Nonne» lief. Der Lehrer war entzückt und liess sie früher gehen. Unwissend, dass die jungen Herren natürlich nicht beim Nonnenfilm waren, sondern in der «Revolerküche». So nannte man das Kino, weil dort oft Western liefen.
Konrad Schibli, Ex-Kinobetreiber
«Das Kinofieber habe ich im Blut», erzählt er. Schon der Cousin seines Grossvaters führte das Kino Lichtspiele. Kurt Schibli übernahm es in Mitte der 1920er Jahre. Konrad Schibli, bekannt als «Kinokoni», war schon als Sechsjähriger als Platzanweiser unterwegs.
«Mein Vater übernahm 1987 alle drei Oltner Kinos als Pächter», erzählt Schibli. Ein Kino wurde später ausgebaut und hatte fortan vier Kinosäle. Anders das «Lichtspiele», das in keinem besonders guten Zustand mehr war: «Im Pachtvertrag mit der Eigentümerin Coop bestand eine Kündigungsfrist von sechs Monaten», so der Ex-Betreiber. Unter diesen Voraussetzungen seien Renovationen oder allgemein grössere Investitionen schwer gewesen. Und so ging das Kino Lichtspiele 2009 zu.
Jacqueline Arnold, Filmverein Lichtspiele
«Als wir das Kino 2009 nach der Schliessung als Verein übernahmen, ging es drunter und drüber», erklärt das Vorstandsmitglied. Im ersten Moment herrschte noch Euphorie bei den Gründern. «Doch innerhalb des nächsten Jahres verliessen zwei Drittel der Vorstandsmitglieder den Verein wieder, auch weil die Ansichten über die Führung des Kinos zu unterschiedlich waren», erzählt Jacqueline Arnold.
Sie stiess nach diesen Turbulenzen zum Vorstand und erzählt, dass auch in der Kinokabine beim Filmprojektor anfangs nicht alles rund lief. «Wir waren selbst zuständig für alles rund ums Kino, auch für den Projektor, und hatten anfangs noch nicht so Ahnung», erzählt sie und muss Schmunzeln. Das Kino-Team aus Lehrerinnen, Architekten oder Schriftstellern produzierte regelmässig Filmrisse.
«Manchmal wurde auch aus Versehen zuerst die Filmspule mit dem zweiten Teil des Films eingelegt», lacht Arnold. Nach Pannen habe man die Zuschauer mit Getränken und «Schoggistängeli» besänftigt. Ernsthaft verärgert war danach niemand, so Arnold.
Regionaljournal Aargau Solothurn, 17:30 Uhr