Die Geschichte der Mobiltelefonie in der Schweiz beginnt in Solothurn. Die Firma Autophon (später Ascom) produziert eines der ersten tragbaren Geräte, das 1978 auf dem neuen Natel-A-Netz der PTT benutzt werden kann. Mit dem Eintritt ausländischer Konkurrenz, die ihre Produkte günstiger anbietet, verschwinden einheimische Telefonhersteller langsam vom Markt.
Das Natel A im Aktenkoffer der Firma Autophon. Erhältlich ist das rund 12 Kilogramm schwere Gerät ab 1978 zum Preis von etwas über 10'000 Franken. «Die Geräte waren das Heiligtum der Firma. Sie waren rar und teuer», erinnert sich Felix Kunz. Ein ähnliches Gerät hat auch die BBC aus Baden im Angebot.
Der Ingenieur und Unternehmer Felix Kunz ist Mitgründer des Museums Enter in Solothurn. Als Lehrling bei der Firma Autophon montierte er Teile für die ersten Natel-Geräte. Heute ist im Museum Enter ein solcher Telefonkoffer ausgestellt.
Die ersten Natels – Abkürzung für «Nationales Autotelefon» – waren für Geschäftsleute konzipiert. Für Manager, Baustellenleiter oder Ärzte, erklärt Historiker Juri Jaquemet vom Museum für Kommunikation in Bern. Die Dauer eines einzelnen Anrufs war auf drei Minuten beschränkt, damit das Netz bei vielen gleichzeitigen Verbindungen nicht zusammenbricht.
Privatpersonen leisteten sich die teuren Geräte kaum. Denn zum hohen Anschaffungspreis hinzu kamen monatliche Abo-Gebühren von rund 200 Franken sowie fünf Franken für drei Minuten Telefongespräch.
Bereits vor 1978 bot die Solothurner Firma Autophon Geräte an, um im Auto telefonieren zu können. Das Radiovox bestand aus einem Telefonhörer und einer Wählscheibe am Armaturenbrett. Die restliche Technik fand im Kofferraum Platz – nahm dort aber einen grossen Teil des Platzes ein.
«Das Radiovox war von der Technik her ähnlich wie ein Funkgerät», so Juri Jaquemet. Eingesetzt wurde es von Transportunternehmen oder der Polizei. «Diese Funktelefonie-Systeme waren die Vorgänger der Natels.»
Mit dem Radiovox-System konnte nur im Umkreis einer bestimmten Antenne telefoniert werden. Mit dem Natel-Netz änderte sich dies ab 1978. Allerdings befanden sich zu Beginn nur entlang der Autobahnen und in den Städten Natel-Antennen.
Zudem war die Schweiz in fünf Zonen unterteilt. Um eine Verbindung zu einem Natel herstellen zu können, musste die Vorwahl jener Zone eingegeben werden, in welcher sich der Anruf-Empfänger am Natel befand.
Die Nachfrage nach Natel-Geräten war trotz der hohen Kosten gross. Die von der PTT bereitgestellten 10'000 Natel-A-Anschlüsse reichten nach einiger Zeit nicht mehr aus. Das Netz wurde ausgebaut. Zuerst als Natel-B-, danach als Natel-C-Netz.
Zu dieser Zeit drängten auch ausländische Anbieter auf den Schweizer Markt. Die einheimischen Hersteller mit ihren hohen Gerätepreisen konnten nicht mehr mithalten, so Felix Kunz. Autophon – ab 1987 Ascom – entwickelten auch für die neuen Technologien Geräte. Auch für das Natel-D-Netz kam 1997 ein Ascom-Telefon auf den Markt. Die Konkurrenz wie Ericsson oder Motorola war aber stärker.
Übrigens: Der Begriff Natel war bis 2017 ein eingetragener Markenname der Swisscom. Er wurde in der gesamten Schweiz als Bezeichnung für ein Mobiltelefon verwendet. Heute verkauft das Unternehmen allerdings keine Mobilfunk-Angebote mehr unter diesem Namen.