Die Politik gibt in Baden meist nicht viel zu reden. Man geht pfleglich miteinander um, schliesslich hat man auch viel Geld, es geht nicht hart auf hart. Deshalb ist der Stadtrat jetzt auch ziemlich überrascht, dass ihn aus der Bevölkerung heftige Reaktionen erreichen.
Protestflut gegen Entscheid
Stein des Anstosses ist dieser Text, den rund 2000 Besitzer von baden.ch-Mailadressen in den letzten Tagen erhalten haben: «Vielleicht gehören auch Sie zu denjenigen Nutzern, die stolz sind auf ihre ganz besondere Mailadresse und überdies eine gewisse Verbundenheit verspüren. 1'950 Personen haben sich für eine @baden.ch-Mailadresse registriert. Dennoch haben wir uns dazu entschieden, den Dienst per Ende März 2014 einzustellen. Ihr Mailkonto inklusive aller Daten wird nach Ablauf dieser Frist gelöscht.»
Die Reaktionen kamen prompt. Per Internet oder Leserbriefe machten viele Einwohner ihrem Ärger Luft. Ein Empfänger meint: «Ihr Schreiben kann ich so nicht akzeptieren. Schlechter hätte man das kaum machen können. Ihre Begründung überzeugt in keiner Art und Weise.»
Verwechslungsgefahr als Argument
Die Adressen @baden.ch stellt die Stadt seit zehn Jahren gratis zur Verfügung. Es war damals eine innovative Dienstleistung. Heute gibt es aber viele Anbieter von Gratis-Mailadressen. Es sei nicht Kerngeschäft der Stadt, Mailadressen anzubieten, argumentiert der Stadtrat. Er weist auch darauf hin, dass die Verwechslungsgefahr mit Angestellten der Verwaltung gross ist. Diese müssen sich mit den Adressen @baden.ag.ch behelfen. Ausserdem kostet der Gratisdienst die Stadt ein paar tausend Franken Steuergeld pro Jahr.
Nicht das letzte Kapitel
Weil die Stadt ihren Internet-Auftritt neu gestaltet, wollte sie nun den alten Zopf mit den Gratis-Mailadressen abschneiden. Aber die Verantwortlichen haben offenbar unterschätzt, wie sehr die Userinnen und User an den Adressen hängen. Und die Frist bis zur Abschaltung ist recht kurz. Das bringt Leute in Bedrängnis, die sich mir ihrer baden.ch-Adresse bei vielen anderen Internetangeboten vernetzt haben.
Einer von ihnen ist Fritz Bosshardt, Einwohnerrat für das Team Baden. Er wehrt sich mit einem Vorstoss dagegen, dass der Gratisdienst eingestellt wird. «Der Dienst fördert die Identifikation der Bevölkerung mit ihrer Stadt. Über die E-Mail-Adresse wird diese Verbindung auch nach aussen getragen. Das ist ein wichtiges Zeichen.»
Noch ist das letzte Wort in dieser Angelegenheit wohl nicht gesprochen. Stadtammann Geri Müller ist überrascht von den heftigen Reaktionen. «Wir müssen jetzt noch einmal eine Auslegeordnung machen.» Im Februar will der Stadtrat sagen, wie es weitergeht.