Rebecca Panian hat eine Mission. Sie will das Grundeinkommen in einem Schweizer Dorf testen. Ein Jahr lang. Daraus soll ein Dokumentarfilm entstehen. Ihr Experiment sieht vor, dass jeder Dorfeinwohner ohne Einkommen monatlich 2500 Franken erhält. Wer weniger verdient als 2500 Franken, dem wird die Differenz ausbezahlt. Finanziert werden soll das Experiment mit Patenschaften, Sponsoren und Crowdfunding.
SRF News: 2016 stimmte das Schweizer Stimmvolk über das bedingungslose Grundeinkommen ab. Knapp 77 Prozent lehnten es ab. Was stimmten Sie?
Rebecca Panian: Ich stimmte Ja. Ich lebe selber schon nach den Werten, die das Grundeinkommen verspricht. Ich finde das eine tolle Idee.
Weshalb kommt Ihr Experiment zwei Jahre nach der Abstimmung?
Weil ich ganz ehrlich durch diese Abstimmung davon erfahren habe. Dann dachte ich: Wow, das ist absolut genial. Ich kann mir vorstellen, dass sich viele Probleme von alleine lösen, wenn man das System ändert.
Was wollen Sie mit Ihrem Dokumentarfilm bezwecken?
Ich möchte, dass der Zuschauer aufgrund von Fakten und Zusammenhängen, die im Film aufgezeigt werden, besser weiss, was er für eine Zukunft will. Was überhaupt möglich ist.
Ist Ihre Mission, dass die Idee des Grundeinkommens weiterverfolgt wird? Dass es eine neue Abstimmung gibt?
Ich finde wir müssen hinschauen und neue Lösungen finden. In unserem heutigen System haben wir Fakten wie Überalterung, Ressourcenknappheit oder Automatisierung. Ich finde es clever, wenn wir einer Idee, die sich präsentiert, eine Chance geben.
Vielleicht passiert nichts, vielleicht passieren ganz tolle Sachen.
In meinem Experiment will ich das Grundeinkommen im kleinem Rahmen testen und schauen, was dabei herauskommt. Vielleicht passiert nichts, vielleicht passieren ganz tolle Sachen.
Was hoffen Sie, welche Auswirkungen das Experiment auf das Dorf hat?
Mir ist natürlich bewusst, dass das nicht absolut repräsentativ wird. Für ein reales Experiment bräuchte es den Staat, der das Geld neu verteilt. Mir geht es um die sozialen Auswirkungen. Es werden vor allem Familien profitieren. Entscheiden die sich, das jemand nur noch Teilzeit arbeitet? Haben Sie mehr Zeit füreinander? Aber auch: Was passiert mit dem Dorf? Gibt es Leute, die sich mehr engagieren? Gibt es mehr Zusammenhalt?
Sie wollen also quasi das Glück in das Dorf bringen. Sie selber waren früher auf der Suche nach eben diesem Glück...
Ich arbeite früher immer mindestens 100 Prozent, war aber nie wirklich zufrieden, fühlte mich leer. Ich wuchs damit auf, dass ein gutes Leben bedeutet, viel zu verdienen und fürs Alter zu sparen. Dann verschlug mich der Zufall in die Fernsehbranche nach Köln und ich stellte fest, dass ich genau diese Passion immer gesucht habe. Über die Jahre reduzierte ich dann immer mehr mein Arbeitspensum bis nun auf 20 Prozent. Zusammen mit den Einnahmen von meinen Filmprojekten kann ich davon leben. Ich bin eine Minimalistin. Und so merke ich, dass ich jetzt zufrieden bin.
Das Gespräch führte Wilma Hahn.