Gut 300 Forscherinnen und Firmenchefs aus der Schweiz und den USA haben sich am Donnerstag in Brugg versammelt. Dazu Politiker, unter anderem die US-amerikanische Botschafterin in der Schweiz. Das Thema der Tagung: «Silicon Valley meets Switzerland».
Die Idee zur Tagung kommt von der Aargauer Wirtschaftsförderung. Und das Ziel ist klar: Die Schweiz und der Kanton Aargau sollen lernen vom legendären Hightech-Industriegebiet in Kalifornien. Dort sind die wichtigsten Computer- und Internetfirmen der Welt versammelt. Das Silicon Valley gilt als Synonym für innovative Ideen und grosses Geld.
Dem Silicon Valley «auf den Fersen»
Man sei «dem Silicon Valley auf den Fersen», so lautete der Titel zur Medienkonferenz am Rande der Tagung. Allerdings: Der zuständige Volkswirtschaftsdirektor Urs Hofmann stellte dann klar: Der Regierungsrat könne im Aargau «kein Silicon Valley herbeizaubern». Er könne jedoch dazu beitragen, «dass möglichst viele Erfolgsfaktoren des Silicon Valley auch im Aargau zum Tragen kommen».
Ein wichtiger Erfolgsfaktor im Silicon Valley ist die Nähe und Verbundenheit zur Stanford Universität. Die amerikanische Hochschule hat schon vor Jahrzehnten damit begonnen, in ihrem Umfeld sogenannte Spin-Off-Firmen anzusiedeln. Also Firmen, die durch die Forschung an der Universität Produkte entwickelten und dann erfolgreich auf den Markt brachten.
Durch die enge Vernetzung von Forschung und Wirtschaft gedieh das Gebiet um San Francisco. Und die erfolgreichen Firmen zogen wiederum andere Firmen an, die vom Netzwerk und dem Wissensaustausch profitieren wollten.
Paul Scherrer Institut, Fachhochschule, ETH
So hat sich in den letzten Jahrzehnten ein richtiger Hotspot für Hightech-Unternehmen gebildet. Ähnliches schwebt der Aargauer Regierung vor: Sie möchte zum Beispiel mit dem Innovationspark Innovaare im Umfeld des Paul Scherrer Instituts in Villigen Firmen ansiedeln, die auf den Grossforschungsanlagen ihre Produkte entwickeln.
«Mit dem Paul Scherrer Institut haben wir einmalige Forschungsanlagen im Kanton, die nicht einmal die Stanford University zu bieten hat», gibt sich Regierungsrat Urs Hofmann von seinem Rezept überzeugt. Dazu komme die «etablierte» Fachhochschule Nordwestschweiz mit ihrer technischen Abteilung in Brugg-Windisch. Und schliesslich ist auch die international anerkannte ETH in Zürich nicht weit.
Forschung hier und dort
Stanford University
Die Leland Stanford Junior University ist eine private US-amerikanische Universität in Stanford, Kalifornien. Derzeit sind gut 15'000 Studenten an der Universität eingeschrieben. Die Stanford University ist eine der forschungsstärksten und renommiertesten Universitäten der Welt. Seit ihrer Gründung wurden 30 Fakultätsangehörige mit dem Nobelpreis ausgezeichnet. Stanford liegt in unmittelbarer Nähe zum Silicon Valley. Die Universität hat viele Gründer von bekannten IT-Unternehmen (z.B. Google, Hewlett-Packard, Cisco Systems) hervorgebracht.
Paul Scherrer Institut
Die Forschung am PSI konzentriert sich auf die Themen Materie und Material, Energie und Umwelt und Mensch und Gesundheit. Jährlich besuchen mehr als 2000 Wissenschaftler aus dem In- und Ausland das Institut um Experimente durzuführen, die anderswo nicht möglich sind. Das Institut befindet sich auf dem Gemeindegebiet von Villingen und Würenlingen im Kanton Aargau.
Fachhochschule Nordwestschweiz
Die Fachhochschule umfasst neun Hochschulen mit insgesamt 10‘003 Studierenden. Die Hochschule beschäftigt 1913 Mitarbeitende (Stand Ende 2013).
Ideale Bedingungen also, um Forschung und Industrie näher zueinander zu bringen und damit den Hightech-Standort Aargau zu stärken. Dafür hat der Kanton eigens das Hightech Zentrum Aargau gegründet. Eine Firma, die vor allem kleinere und mittlere Unternehmen berät und ihnen Kontakte zu den Hochschulen verschafft.
Es braucht mehr «amerikanisches Denken»
Nicht nur die Politik, auch die Wirtschaft zeigt sich vom Potential des Kantons Aargau überzeugt. Patrik Kunz, Geschäftsführer der Firma Varian Medical Systems iLab GmbH in Baden muss es wissen. Seine Mutterfirma hat ihren Sitz nämlich in Palo Alto, mitten im Silicon Valley. Kunz glaubt, das «Limmat Valley» könne es durchaus mit Kalifornien aufnehmen.
«Es gibt in der Schweiz immer noch sehr viele gut ausgebildete Fachleute. Dazu kommen tiefe Steuern, tiefe Landpreise und generell sehr stabile Verhältnisse», lobt Kunz seine eigene Heimat. Was ihn am Silicon Valley allerdings fasziniere, sei der «Geist der Innovation», der überall zu spüren sei. «Das ist schwer zu beschreiben, aber es zieht die Ingenieure und Informatiker aus aller Welt wie ein Magnet nach Kalifornien.»
Die Rahmenbedingungen hier seien ideal für die Entwicklung eines Hightech-Standortes. Was noch etwas fehle, sei die amerikanische Denkweise. «Es braucht Mut, damit Jung-Unternehmer starten. Und es braucht etwas mehr Verständnis in der Gesellschaft, dass eine Idee auch mal scheitern kann. Eine Firma auch einmal konkurs gehen kann. Wenn man innovativ sein will, dann muss man auch scheitern können. Dann war es halt eine schlechte Idee, dann gehen wir die nächste an.»