Seit Monaten wird in der Region Aarau über den «Zukunftsraum Aarau» diskutiert. Elf Gemeinden prüften die weitere Zusammenarbeit - bis hin zu einer Grossfusion. Nun hat sich die Bevölkerung von Ober- und Unterentfelden in einer ausführlichen Umfrage dazu geäussert. Die Resultate dürften die «Fusionsturbos» freuen.
Über die Hälfte der antwortenden Stimmberechtigten von Oberentfelden könnte sich eine Fusion mit Unterentfelden und der Stadt Aarau vorstellen. Eine solche Dreierfusion ist in Unterentfelden sogar für 65 Prozent der Umfrage-Teilnehmer eine wichtige oder sehr wichtige Option. Weniger positiv sehen die Unterentfelder hingegen eine reine Entfelder-Hochzeit mit dem Nachbarn. Die Prüfung einer solchen Option erachten sie als weniger wichtig (siehe Grafik).
Grosse Beteiligung an der Umfrage
Die Umfrageresultate sind durchaus wichtig für das weitere Vorgehen: In Unterentfelden haben 51 Prozent aller Stimmberechtigten teilgenommen. In Oberentfelden war es immerhin ein knapper Drittel. Die Resultate können also als einigermassen repräsentativ gewertet werden.
Damit scheint der Auftrag an die Gemeinderäte der beiden Entfelden klar: Eine Heirat mit der Stadt Aarau ist als Option zu prüfen. Eine Heirat der beiden eng verflochtenen, aber trotzdem traditionell rivalisierenden Gemeinden allein wohl eher nicht.
Nächster Meilenstein im April
Die Projektgruppe des Zukunftsraums Aarau trifft sich am 6. April. Dann legen alle beteiligten Gemeinden ihre Haltung auf den Tisch: Es wird dann klar sein, wer noch bei welchen möglichen Fusionsplänen mit dabei ist.
Signale, in welche Richtung es gehen könnte, empfängt man aber bereits jetzt - in lokalen Medienberichten und in Gesprächen mit Behörden. In vielen Gemeinden gab es zum Beispiel Veranstaltungen mit der Bevölkerung. Die Stimmungslage kompakt:
- Ober- und Unterentfelden zeigen sich wie erwartet offen für eine Fusion mit der Stadt Aarau, was nun auch die Umfrageergebnisse belegen
- In Suhr hat der Gemeinderat offiziell bekannt gemacht, dass man eine Fusion weiterhin prüfen wolle
- Der Gemeinderat in Buchs hingegen stellt sich offen gegen eine Fusion - die Gemeinde sei mit knapp 8000 Einwohnern gross genug
- Auch aus Küttigen hört man eher skeptische Signale, offizielle Umfrageergebnisse stehen aber noch aus
- In Densbüren auf der anderen Seite der Staffelegg ist die Bevölkerung zwischen Aarau und Frick hin- und hergerissen. Die Gemeinde mit ihren 700 Einwohnern wäre aber dringend auf eine Zusammenarbeit mit grossen Nachbarn angewiesen
- Ebenfalls zum Projekt gehören Erlinsbach, Muhen und Biberstein
- Die Solothurner Gemeinde Schönenwerd ist wegen der Kantonsgrenze nicht mehr im Projekt dabei
Noch ist vieles offen, eine Prognose zu Erfolg oder Misserfolg der Fusionspläne rund um Aarau sehr schwierig. Klar ist: Es dürften kaum alle zehn verbleibenden Gemeinden zu einer einzigen Stadt verschmelzen - Teillösungen sind wahrscheinlicher, wie es auf Anfrage an verschiedenen Orten übereinstimmend heisst.
Und klar ist auch: Über eine Fusion wird am Schluss aufgrund sehr vieler Faktoren entschieden. Gut möglich, dass beispielsweise die Aarauer Stadtbevölkerung das realtiv hoch verschuldete Oberentfelden als eine nicht sehr attraktive Braut beurteilt. Insofern ist ein Scheitern der Fusionspläne nach wie vor möglich. Das Beispiel der geplanten Fusion rund um die Stadt Solothurn zeigt, wie es auch kommen kann: Das Stimmvolk versenkte am Sonntag sogar die Rumpf-Fusion zwischen Solothurn und Zuchwil.