Die Stadtcasino Baden AG ist mehr als nur das Grand Casino in Baden: Sie ist an Spielbanken in Deutschland beteiligt, betreibt das kleine Casino im Bündner Kurort Davos und ist auch Mitbesitzerin des Trafo-Kongresszentrums in Baden.
Gerade die Beteiligungen in Davos und im Ausland bereiten den Verantwortlichen Sorgen: Ein Casinoprojekt in Wien ist im letzten Frühherbst definitiv gescheitert. Die Schuld liege beim österreichischen Staat, heisst es in der Mitteilung der Stadtcasino Baden AG man prüfe deshalb – eine Schadenersatzklage gegen die Republik Österreich.
Casino in Davos schliesst vielleicht bald
Aber auch das Bergcasino in Davos floriert nicht: Es schreibt rote Zahlen – einmal mehr. Dem kleinen Casino drohe die Schliessung, falls es keine Steuererleichterungen für Spielbanken in Berggebieten gebe, heisst es bei der Mutterfirma in Baden.
In den Finanzkennzahlen schlagen sich die Sorgen nicht mehr voll durch: Zwar sinkt der Gesamtumsatz der Gruppe (siehe Tabelle), die Stadtcasino-Gruppe schreibt aber wieder einen Gewinn. Auch, weil man die Kosten von Davos und Wien schon im letzten Jahr abgeschrieben hatte – damals resultierte Ende Jahr ein Verlust.
Doch auch im Hauptgeschäft in Baden läuft der Jeton nicht mehr ganz so rund: Der Bruttospielertrag (Differenz zwischen Spieleinsätzen und ausbezahlten Spielgewinnen) sinkt seit Jahren kontinuierlich.
Weniger hohe Einsätze
Die Casinobetreiber geben in ihrer Mitteilung als Hauptgrund dafür die Baustelle am Schulhausplatz in Baden an: Die Verkehrsbehinderungen würden Gäste abschrecken. Allerdings verzeichnet das Casino kaum weniger Besucher: 332'000 Menschen haben das Grand Casino Baden besucht, nur rund 3000 weniger als im Vorjahr.
Das heisst: Die Gäste investieren offensichtlich weniger Geld ins Glücksspiel. «Das stimmt. Vor allem an unseren Events und am Wochenende haben wir auch viel jüngeres Publikum, da sind die Spieleinsätze tiefer», erklärt Geschäftsführer Detlef Brose.
Auch deshalb schmerze die Grossbaustelle mitten in Baden: Sie halte vor allem «Nachmittagskunden» vom Casino fern – das sind eher zahlungskräftige Rentnerinnen und Rentner zum Beispiel.
Online-Glücksspiel als Ausweg?
Grosse Hoffnung setzt die Stadtcasino-Gruppe ins neue Geldspielgesetz: Dieses wurde von National- und Ständerat in der Frühlingssession beschlossen. Es erlaubt künftig auch den Schweizer Casinos, Glücksspiele im Internet anzubieten.
Das Gesetz dürfte laut Brose im Jahr 2019 in Kraft treten, dann werden Online-Konzessionen ausgeschrieben. Baden werde sich ganz sicher um eine Konzession bewerben. Bereits im Sommer soll eine erste – kostenlose – Version eines Online-Casinos aus Baden ins Netz kommen.
Damit wolle man Erfahrungen sammeln, Feedbacks von Kunden einholen und sich so optimal auf das Konzessionsverfahren vorbereiten, sagt Brose. Es sei aber auch ein Marketinginstrument: «Die 16'000 Mitglieder unseres Gästeclubs werden exklusive Möglichkeiten erhalten im Internet.»
Casinos aus Stein bleiben
Langfristig will Detlef Brose zweigleisig fahren: Im Online-Markt präsent sein, aber auch die «landbasierten Casinos» nicht vernachlässigen. «Wir sehen auch gewisse Chancen in der demografischen Entwicklung. Es gibt immer mehr Rentnerinnen und Rentner, die irgendwo spielen möchten.» Deshalb werde auch das traditionelle Casino weiter existieren, ist Brose überzeugt.