Geri Müller hat von seinem Büro im Badener Stadthaus einen wunderbaren Blick ins Grüne, auf den Lägernhang. Er sieht die Dächer der Altstadt. Doch sehr schnell rücken auch die ersten Häuser von Wettingen ins Blickfeld.
Geri Müller möchte, dass diese Häuser schon bald zu Baden gehören. Oder wenigstens zu einer Gemeinde, die aus den beiden Gemeinden Baden und Wettingen besteht. Müller ist ein bekennender Fan von Gemeindefusionen.
Mit diesen Visionen ist er in den Wahlkampf gezogen und vielleicht haben sie ihm auch die entscheidenden Stimmen zum Sieg bei der Wahl im März 2013 gebracht. Über Grenzen hinaus hat Geri Müller schon immer gedacht. Ausgeprägt zeigt sich das Interesse am Denken in Zusammenhängen in seinen aussenpolitischen Ambitionen.
Berner Kür und Badener Sachpolitik
Geri Müller ist in Bern zwar in erster Linie für seine Ansichten als Grüner, als Atomkritiker bekannt. Doch für Schlagzeilen sorgt er auch immer wieder als Aussenpolitiker. Er ist Mitglied der aussenpolitischen Kommission und reist häufig ins Ausland, mit Vorliebe nach Palästina. Wegen seiner Sympathien für das Schicksal der Palästinenser und wegen kritischer Äusserungen gegenüber der israelischen Siedlungspolitik wurde schon wiederholt versucht Müller in eine antisemitischen Ecke zu drängen.
Als Stadtammann von Baden politisiert Geri Müller aber auf einer völlig anderen Ebene. Das Interessse für Aussenpolitik zeigt sich höchstens in den Fühlern, die er zu anderen Gemeinden ausstreckt. Und von seinem grünen Gedankengut war im ersten Amtsjahr als Stadtammann praktisch nichts zu spüren. Müller überrascht mit einer Aussage wie: «In Baden mache ich keine grüne Politik.»
Welche Politik macht er dann? «Ich mache Stadtbadener Politik. Schon meine Vorgänger machten keine Parteipolitik. Es ist einfach wichtig, dass jedes Segment der Bevölkerung abgedeckt ist.»
Nahe beim Volk
Geri Müller möchte mit allen reden können. Seiner Meinung nach gelingt ihm das auch. In der Bevölkerung gilt er als bürgernah. Der Stadtammann wohnt in der Innenstadt. Häufig trifft man ihn auf der Gasse an oder beim Einkaufen auf dem Markt.
Auch in offizieller Funktion gibt sich Müller je nach Auftritt unterschiedlich. Im Nationalrat vertritt er energisch die Linie der Grünen. Bei Abstimmungen ist er regelmässig auf der ganz linken Seite des Rates anzutreffen.
Und wenn er als Präsident der Schweizerischen Energie-Stiftung auftritt, warnt er in scharfem Ton vor den Gefahren der Atomkraft und er vertritt Positionen wie die, dass wir zur 2000-Watt-Gesellschaft werden müssten, unseren Energieverbrauch also auf einen Drittel reduzieren sollten. Und diese Energie sollte auch gleich noch zu 80 Prozent aus erneuerbaren Quellen stammen.
Einen Tag später kann Müller im TV auftreten und sich dafür einsetzen, dass der Industriekonzern Alstom in Baden bleibt. Genau jene Alstom, die auch Atomkraftwerke ausrüstet und wartet. «Man muss immer wissen, welchen Hut man trägt», sagt Geri Müller im Gespräch mit dem Regionaljournal Aargau Solothurn von Radio SRF. «Es ist wichtig, dass die Alstom in Baden bleibt. Sie bietet ja auch Service-Dienstleistungen an für Wasserkraftwerke, und das ist erneuerbare Energie».