2016: Ein Mann, ein Mörder, bricht aus der psychiatrischen Klinik Königsfelden aus. Dort war er in Behandlung. Der Fall sorgt in der ganzen Schweiz für Schlagzeilen, denn der Mann hatte ein paar Jahre vorher ein junges Mädchen auf brutalste Weise mit einem Holzscheit erschlagen.
Die Klinik habe in der Folge im Rahmen einer grossen Sicherheitsüberprüfungen alle Einrichtungen und Abläufe unter die Lupe genommen. Das sagt Peter Wermuth, Chefarzt und Leiter der Klinik für forensische Psychiatrie, im Gespräch mit SRF. Man habe zwei geschlossene Akut-Stationen und eine geschlossene Rehabilitations-Station in der Klinik. Verschärft habe man die Zutritts- und Gepäckkontrollen und man habe die Kontrollrundgänge auf den Stationen neu organisiert.
Und vor allem, so Wermuth: Man habe private Sicherheitsdienste engagiert, die gewisse psychisch kranke Täter in den Stationen bewachen, damit sie andere Personen nicht gefährden könnten. Diesen Sicherheitsdienst werde man in nächster Zeit in eine interne Struktur umbauen und das Sicherheitspersonal zusammen mit dem Betreuungspersonal im Umgang mit psychisch kranken Tätern noch intensiver schulen.
Diagnose und Behandlung
Verschärfte Sicherheitsmassnahmen, ein eigener Sicherheitsdienst – und trotzdem am Mittwoch wieder die Flucht eines Gewalttäters. Der Mann hatte 2013 seinen Bruder erschossen. Er wurde verurteilt. Aber nicht wegen Mordes oder Tötung, sondern zu einer Behandlung. Gutachter sagten, der Mann leide an Schizophrenie, er habe die Tat im Wahn begangen und er sei deshalb nicht schuldfähig.
Der Mann kam nach Königsfelden. Seinen Auftrag in solchen Fällen beschreibt Psychiater Peter Wermuth so: «Wir müssen diagnostizieren, ob die vom Gutachter festgestellte Störung tatsächlich vorliegt und entsprechende Behandlungsschritte einleiten.»
Nicht Bestrafung, sondern Behandlung steht also im Vordergrund in der Klinik Köngisfelden. Sehen die Leute dort denn nur Patienten vor sich und keine Täter? «Wir müssen beides sehen», unterstreicht Peter Wermuth. «Wir dürfen die Taten aber nie vergessen.» Deshalb tue man viel für die Sicherheit und wolle diese auch verbessern.
Aber was ist passiert am Mittwochmorgen? Warum konnte der Gewalttäter fliehen, alle Sicherheitsmassnahmen umgehen oder überwinden? Die Klinik kann und darf dazu keine Aussagen machen. Sie ist Partei in einem Ermittlungsverfahren. Die Staatsanwaltschaft will herausfinden, was sich ereignet hat. Wendete der Flüchtinge Gewalt an? Hat das Personal die Sicherheitsmassnahmen missachtet? Hatte der Täter Hilfe von innen oder aussen. Antworten liefert erst der Bericht der Staatsanwaltschaft.