Lucas Fischer musste mit den Tränen kämpfen. Ein epileptischer Anfall hatte ihn dazu gezwungen, die Teilnahme an der WM in Antwerpen von Ende Monat abzusagen. Zwei Jahre nach dem letzten Anfall hatte ihn der neueste Schock völlig unvorbereitet getroffen.
Der Medientermin am Freitag in Aarau fiel ihm deshalb sichtlich schwer. «Psychisch geht es mir nicht gut», gab er zu. «Ich erhole mich nur langsam.» Und doch zeigte sich der 23-Jährige, der neben den nun sieben epileptischen Anfällen bereits Bänderrisse, Überdehnungen und andere Verletzungen an Rücken, Füssen oder Sprunggelenk überstanden hat, kämpferisch und blickte in die Zukunft.
Lucas Fischer denkt nicht an Rücktritt
Ein Rücktritt komme nicht in Frage, machte er klar. Stattdessen zieht er nun eine Operation vor, bei der die Kniescheibe gerichtet wird. Dieser Eingriff war eigentlich erst nach den WM, dem zweiten Saisonhöhepunkt nach dem zweiten Platz an den EM in Moskau, geplant.
«Wann ich mein Comeback gebe, entscheidet der Zustand des Knies», sagte der Turner aus Möriken, der in Magglingen mit seinen Kaderkollegen eine WG bewohnt. Gegen die Epilepsie hat er die Dosis seiner Medikamente erhöht, daran muss er sich nun auch erst gewöhnen. Doch Fischer betont: «Ich will die Kraft finden, wieder aufzustehen und nicht aufzugeben.»
Das grosse Ziel bleibt Olympia 2016
Er rechnet mit einem Comeback irgendwann im Lauf des nächsten Jahres. Laut Cheftrainer Bernhard Fluck dürfte dies eher in der zweiten Hälfte der Fall sein. Das grosse Ziel Fischers bleibt aber Olympia 2016 in Rio. Bis dann will der Barren-Spezialist deshalb auch mindestens an drei Geräten turnen können.
Kurzfristig muss der Schweizer Turnverband nun an den WM vom 30. September bis 6. Oktober ohne eines seiner Aushängeschilder auskommen. Noch ist deshalb unklar, ob das volle Kontingent von sechs Athleten ausgeschöpft werden kann. Die Schweizer Meisterschaft vom Wochenende in Montreux wird da weitere Aufschlüsse bringen.