Steinbrüche haben normalerweise kein sehr einladendes Image: Sie sind staubig und grau. Das ist aber nicht alles. Steinbrüche bieten auch Lebensräume für viele Pflanzen und Tierarten.
Im Jura Cement Steinbruch in Auenstein/Veltheim wird die Natur aktiv gefördert. «Wir geben pro Jahr mehrere 10'000 Franken für Naturförderung aus», sagt Marcel Bieri, der Leiter Produktion Zement Schweiz. Einerseits ist dies eine gesetzliche Verpflichtung der Steinbrüche, andererseits dient es aber auch der Imagepflege.
Die grosse Grube bietet auch Unterschlupf für viele seltene und zum Teil sogar bedrohte Tier- und Pflanzenarten. In den Teichen der Grube tummeln sich zum Beispiel Gelbbauchunken.
An verschiedenen Orten hat Jura Cement Aufwertungsmassnahmen ergriffen. Ein Wall aus Kalksteinen bietet nicht nur Unterschlupf für die Mauereidechse, er ist auch ein Korridor für die Ringelnatter. Entlang der Steine kann sie sich von ihrem Unterschlupf (im oberen Teil des Hangs) zu ihrem Jagdgebiet (die Weiher im unteren Teil des Hangs) bewegen.
Lebensräume wie Feuchtgebiete, Geröllhalden oder Kiesbänke würden in unserer Landschaft immer seltener, heisst es vom Umweltbüro SKK Landschaftsarchitekten in Wettingen. Dieses ist mit den Aufwertungsmassnahmen im Steinbruch beauftragt.
Kiesgruben- oder Steinbruchbetreiber können mit ihren «künstlichen Naturlandschaften» einigen Tieren und Pflanzen also einen neuen Lebensraum geben. Davon profitiert zum Beispiel auch das «rosmarinblättrige Weidenröschen», eine Pflanze, die sich in Schutthalden wohlfühlt.
Jura Cement ist bald wieder auf ein gutes Image in der Öffentlichkeit angewiesen. Das Unternehmen will den jetzigen Steinbruch nämlich erweitern. Insgesamt gibt es vier Erweiterungen: Der Steinbruch wird im Westen und in der Mitte (Gemeinde Auenstein) erweitert, dazu auch im Osten (Veltheim). Zusätzlich wird der bestehende Steinbruch noch tiefer abgegraben. So sollen insgesamt sechs Millionen Kubikmeter Kalkstein zusätzlich abgebaut werden können.
Der Grosse Rat hat einer entsprechenden Richtplananpassung bereits zugestimmt.
Das allein reicht aber nicht. Auch die Bevölkerung darf ein Wörtchen mitreden. Nebst dem Richtplan müssen nämlich auch die Nutzungspläne angepasst werden und es braucht eine Baubewilligung.
Voraussichtlich im Herbst 2018 sollen die Gemeindeversammlungen von Auenstein und Veltheim über die Erweiterungen abstimmen.
Die Jura Cement sucht seit Jahren neue Abbaugebiete für Kalkstein. Ursprünglich gab es vier mögliche neue Steinbruch-Gebiete, dann standen noch die Gisliflue und das Gebiet Grund in Schinznach-Dorf zur Wahl. Beide Projekte stiessen aber auf erbitterten Widerstand. Kanton und Jura Cement haben diese Pläne deshalb 2014 begraben.