Das gilt bisher: Über den Mittag wird in Privathaushalten weiterhin viel Strom verbraucht: Das Mittagessen muss auf den Tisch. Damit die Stromnetze nicht überlastet sind, sperren einige Stromversorger am Mittag den Gebrauch stromintensiver Apparate wie Waschmaschine, Tumbler, Wärmepumpe oder Sauna. Weil der Stromkosten für die Versorger zudem anhand der Spitzenzeit berechnet wird, haben sie ein weiteres Interesse, den Verbrauch am Mittag zu drosseln. In der Stadt Solothurn oder in Suhr kann man deshalb von 11 Uhr bis etwa 12 Uhr nicht Wäsche waschen oder tumblern.
Das ändert: Auf den 1. Januar 2019 heben viele Energieversorger ihre Mittagssperren auf – wenn diese noch angewandt wurden. Kleider waschen in der Waschmaschine oder tumblern ist dann an den meisten Orten auch über den Mittag möglich. Andernorts wurde die Sperrung bereits seit mehreren Jahren nicht mehr gebraucht.
Die rechtliche Regelung
Der Grund: Auf das neue Jahr setzen die Energieversorger Anpassungen im Stromversorgungsgesetz um. Für Netzsperren – «intelligente Steuer- und Regelsysteme bei Endverbrauchern und Erzeugern» nach Gesetzestext – müssen die Kunden neuerdings ihre Zustimmung geben. Die Energieversorger müssen ihre Mittagssperren darum aufheben oder anpassen. Auf Anfrage heisst es bei mehreren Anbietern in den Kantonen Aargau und Solothurn, dass bestehende Mittagssperren aufgehoben würden. Andere wollen dies nur auf Antrag der Kunden machen.
Das gibt zu denken: Weil mittags heute weniger daheim gekocht wird, ist der Strombedarf zur Mittagszeit in den letzten Jahren gesunken. Das Verbraucherverhalten habe sich geändert, meint Johnny Strebel, Geschäftsführer der TBS Strom AG im aargauischen Suhr. Die Spitzenlast verschiebe sich zeitlich, in Suhr könne die Mittagssperre ohne Beeinträchtigung der Versorgungssicherheit aufgehoben werden.
Trotzdem sind Stromversorger weiterhin daran interessiert, allenfalls grosse Stromverbraucher sperren zu können – etwa Wärmepumpen. Wenn ein Hausbesitzer seine Einwilligung dazu gibt, bezahlt er im Gegenzug weniger für den Strom. In Suhr etwa habe man grosses Interesse daran, meint Strebel – wegen der Versorgungssicherheit. Wärmepumpen könnten ohne weiteres für eine gewisse Zeit vom Netz genommen werden, ohne dass es im Haus gleich kalt werde.