Zum Inhalt springen

Museum Altes Zeughaus So war Solothurn im ersten Weltkrieg

Als neutraler Staat war die Schweiz am Ersten Weltkrieg nicht direkt beteiligt. Indirekt hatte der Krieg für das Land aber tiefgreifende Folgen. Dies zu zeigen ist eines der Ziele, welche die Ausstellung «14/18 – Die Schweiz und der Grosse Krieg» verfolgt. Die Ausstellung, die in den letzten Jahren schon in mehreren grossen Schweizer Städten gezeigt wurde, ist jetzt auch in Solothurn zu Gast. Und zwar im Museum Altes Zeughaus.

Museum altes Zeughaus Solothurn
Legende: SRF

Die Ausstellung bietet auf kleinem Raum viele Informationen und vermittelt diese sicht- und hörbar. Mit Kopfhörern lassen sich zum Beispiel die damaligen innenpolitischen Debatten über das «Wesen» der Deutschschweizer und der Romands verfolgen. Ein Stummfilm zeigt, wie die Schweizer Armee in Bern mobil machte. Grossflächige Fotos bieten Einblick in die damalige Industrie, zeigen die Soldaten beim Ausheben eines Schützengrabens oder bei der körperlichen Ertüchtigung durch Schwingen.

Das Café Billard in Solothurn im 1. Weltkrieg.
Legende: zvg

Die Ausstellung im Museum Altes Zeughaus wurde zusätzlich mit regionalen Zeitdokumenten angereichert. Wie zum Beispiel mit diesem Foto, auf dem ein hoher Militäroffizier, das Hotel Krone und im Hintergrund die St. Ursen-Kathedrale zu sehen sind. Das Bild trägt im Bundesarchiv den Titel «General Wille verlässt die Krone in Solothurn».

Urban Fink und Claudia Moritzi
Legende: SRF

Der Solothurner Historiker Urban Fink, Experte für den Ersten Weltkrieg, weiss aber: Das ist gar nicht General Wille auf dem Foto, es handelt sich um einen anderen, unbekannten hohen Offizier. «Dass das Bild sogar im Bundesarchiv den falschen Namen trägt, sagt viel über unser Verhältnis zum Ersten Weltkrieg aus.» Aus Sicht von Museumsleiterin Claudia Moritzi ist der Erste Weltkrieg in der Schweiz ein weitgehend vergessener Krieg. «Mit der Ausstellung wollen wir zeigen, dass der Erste Weltkrieg für die Schweizer Geschichte im 20. Jahrhundert prägend war.»

Sunlight Seifen
Legende: SRF

Die gesamte Solothurner Industrie blühte während dem Ersten Weltkrieg – vor allem in den Kriegsjahren 1915 bis 1917 – enorm auf. Die Metall-, die Maschinen- und die Uhrenindustrie produzierten Waffen- und Munitionsteile für beide Seiten der Front. In keinem anderen Schweizer Kanton stieg der steuerbare Ertrag in den Kriegsjahren so sehr an wie in Solothurn. Was die Seife der Firma Sunlight aus Olten auf dem oberen Bild mit dem Krieg zu tun hat? Nun, ein Nebenprodukt das bei der Seifenproduktion abfällt, ist Rohglycerin. Rohglycerin wird bei der Sprengstoffherstellung benötigt. «Sprengstoff war ein rares Produkt, die Nachfrage war im Ersten Weltkrieg sehr gross», sagt Urban Fink.

Eine Solothurner Torte im Museum
Legende: SRF

Die Solothurner Torte ist einer Ausstellung über den Ersten Weltkrieg ein überraschendes Exponat. Doch an der Solothurner Torte – erfunden 1915 – zeigt sich auch die wirtschaftliche Entwicklung in den Kriegsjahren im Kanton Solothurn, sagt Urban Fink. «Es gab während des Ersten Weltkriegs Schichten in der Solothurner Gesellschaft, welche sich eine solche Delikatesse problemlos leisten konnten.»

Landesstreik 1918 in Grenchen: Militär bezieht Stellung
Legende: zvg

Als am 11. November 1918 in ganz Europa die Friedensglocken erklangen, begann in der Schweiz der Landesstreik. Auch dieses Kapitel der Schweizer Geschichte wird in der Ausstellung im Museum Altes Zeughaus gezeigt. Auf dem oberen Bild bringt sich das Militär in Grenchen in Stellung. In Grenchen wurden beim Landesstreik drei Personen erschossen. Der Feuerbefehl wurde von einem Waadtländer Offizier gegeben. «Zuerst waren in Grenchen Solothurner Truppen im Einsatz», sagt Historiker Urban Fink. «Doch sie wurden abgezogen und durch Waadtländer ersetzt, weil der Befehlshaber befürchtete, dass sich die Soldaten mit den Streikenden verbrüdern könnten.»

Soldatendenkmal Solothurn
Legende: SRF

Dieses Denkmal steht im Stadtpark, in der Nähe des Schanzengrabens. Auf dem Sockel sind alle Namen der Solothurner Soldaten eingraviert, die im Ersten Weltkrieg gestorben sind. Die Soldaten sind aber nicht etwa bei Kampfhandlungen an der Front gefallen, es handelt sich bei den Verstorbenen vor allem um Grippeopfer. 1918 gab es zwei grosse Grippewellen, die im Kanton Solothurn gegen 1000 Personen dahingerafft hatten. «Man hat die Grippeopfer sozusagen zu Kriegsopfern empor stilisiert», sagt Urban Fink.

Meistgelesene Artikel