«Bereits in der Primarstufe wird man als Lehrer mit Fragen zum Holocaust konfrontiert», sagt Christian Mathis. Er ist Professor an der pädagogischen Hochschule in Zürich und hat das Lehrmittel «Verfolgt und vertrieben» zusammen mit Urs Urech von der Fachhochschule Nordwestschweiz entwickelt.
«Kinder brauchen andere Zugänge als Erwachsene, das haben wir mit diesem Lehrmittel geschafft», erklärt Mathis. Die Kinder können sich in dem Lehrmittel mit den Flüchtlingsgeschichten von vier Kindern befassen. Dabei wird bewusst auch die Zeit vor der Flucht beschrieben.
«Wir haben gemerkt, dass die Primarschüler nicht wissen, dass die Juden vor der Flucht eine immer stärker werdende Ausgrenzung erlebt haben», zeigt Christian Mathis auf. So wird in diesem Lehrmittel beschrieben, wie die Mitschüler der kleinen Hanna plötzlich anfingen, ihr Steine nachzuwerfen.
«Bis an die Tore von Auschwitz, aber nicht weiter»
Die Kinder lernen aber auch etwas über die Rolle der Schweiz. Beispielsweise, dass die Flüchtlinge ab 1933 an der Grenze zurückgewiesen wurden. Auch dass der Bundesrat über den Holocaust Bescheid wusste, wird beschrieben.
«Wir gehen bis an die Tore von Auschwitz, aber nicht weiter», so beschreibt Christian Mathis sein Lehrmittel. Die ganze Wahrheit über die Gräueltaten an den Juden will man den Primarschülerinnen und -schülern noch nicht zumuten. Dies könne dann in der Oberstufe thematisiert werden, sagt Mathis.