Der bernisch-solothurnische Hagelabwehrverband löst sich Ende 2017 auf. Zu wenige Gemeinden wollten noch einen Beitrag zahlen, zu wenige junge Bauern wollten noch die aufwändige Ausbildung besuchen.
Gegründet wurde die Hagelabwehr für den Oberaargau und den Kanton Solothurn 1942. Die Lebensmittelversorgung war den Gemeinden während dem Zweiten Weltkrieg wichtig. Es galt, Ernteausfälle mit allen Mitteln zu verhindern. Seither schiessen Hagelabwehrschützen, meist Bauern, Raketen mit Silberjodid in Gewitterwolken der Region.
Das Ziel ist klar: Verhindern, dass grosse Hagelkörner Schaden anrichten. Die Wirkung dagegen ist umstritten. In den 1970er Jahren führte die ETH am Napf Versuche mit russischen Raketen durch, die Wissenschaftler waren vom Resultat jedoch nicht überzeugt.
Die Bauern dagegen blieben dabei. Bauer Niklaus Fröhlicher aus Bellach ist mit seinen 73 Jahren schon der Dritte seiner Familie, der den Hagel mit Raketen bekämpft. Hört man Fröhlicher zu, dann merkt man, dass es für diese Generation der Bauern wichtig war, aktiv etwas gegen den drohenden Ernteausfall unternehmen zu können, nicht bloss zuzuschauen.
Wie es ist, wenn man nicht aktiv eingreifen kann, hat Fröhlicher 2007 erlebt. Ein grosser Hagelzug kam von Grenchen auf Bellach zu, er schaffte es nicht rechtzeitig von Solothurn nach Hause und musste mit ansehen, wie seine Maisernte zerstört wurde und Bellach unter einer 10 cm hohen Schicht Hagel verschwand.
Spricht Fröhlicher über die Hagelabwehr, beginnen seine Augen zu leuchten. Er erzählt Anekdote an Anekdote, von einem Querschläger, der gegen Lommiswil entschwand, zum Glück jedoch nichts zerstörte, von einem Flugzeug, welches den Raketen gefährlich nahe kam und von der Flugsicherung in Grenchen und heute in Zürich, die seither vor jedem Abschuss konsultiert werden muss.
Dennoch könne er mit dem Ende der Hagelabwehr leben, betont Niklaus Fröhlicher. Die letzten drei Raketen will er jedoch noch abfeuern, er hofft auf letzte Septembergewitter, bevor diese Ära dann endgültig zu Ende geht.